Nude

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Die Bedeutung der Nacktheit in unserer Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten radikal gewandelt. Eine immer liberaler werdende Sexualmoral und die Verbreitung des Internets haben dafür gesorgt, dass sogenannte Nudes, also Nacktbilder und sogar Pornografie mit nur wenigen Mausklicks jederzeit verfügbar sind.

Während Kritiker vor einer Sexualisierung der Gesellschaft und vor allem der Jugend warnen, genießen andere die neuen Freiheiten in vollen Zügen. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Und vor allem: Welche Vorteile und Gefahren bringt die moderne Freizügigkeit mit sich?

Definition: Nude

Das Wort Nude ist das Adjektiv des englischen Wortes Nudity, das wiederum für Nacktheit steht. Im modernen Sprachgebrauch haben sich das Wort Nude beziehungsweise sein Plural Nudes allerdings auch als Synonym für Nacktbilder von der klassischen Aktmalerei bis hin zu Nacktselfies durchgesetzt. Letztendlich wird das Wort Nude also meist im Kontext mit Nacktheit oder deren bildlichen Darstellung verwendet.

Entstehung des Begriffs Nude

Im englischen Sprachgebrauch hat sich der Begriff Nude spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts als Bezeichnung für den unbekleideten Zustand von Menschen herausgebildet. Zurückführen lässt sich das Wort entweder auf dessen französische Entsprechung nud oder auf das latenische nudus, das bereits im römischen Reich als Beschreibung für Nacktheit verwendet wurde.

Vorgänger des Wortes Nude im Englischen war wohl der Begriff bare, der sich am besten mit entblößt in das Deutsche übersetzen lässt und noch heute zur Bezeichnung entblößter Körperstellen verwendet wird.¹ Als Bezeichnung für bildliche Darstellungen von Nacktheit hat das Wort Nude vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten mit dem Aufkommen von Aktfotografien Bedeutung gewonnen.

Nude – gesellschaftliche Bedeutung

Die gesellschaftliche Einstellung zum Thema Nacktheit unterliegt einem ständigen Wandel. Bereits im antiken Griechenland waren bildliche Darstellungen von Nacktheit, also quasi antike Nudes, in der Kultur weit verbreitet. Auch die ersten olympischen Spiele wurden von nackten Athleten ausgetragen.²

Im westlichen Kulturkreis war Nacktheit in der Öffentlichkeit lange Zeit stark tabuisiert. Allerdings gibt es auch zwischen modernen westlichen Kulturen und Zeitepochen bereits erhebliche Unterschiede, wenn es um die Frage geht, was genau unter Nacktheit zu verstehen ist. In den im Vergleich mit Europa eher prüden USA sorgte 1946 der Film Gilda für einen Skandal, weil für einen kurzen Moment die entblößte Schulter der Hauptdarstellerin Rita Hayworth zu sehen war.³

1972, also nur 26 Jahre später, wurde mit Deep Throat der erste Hardcore Pornofilm zum Kassenschlager in den amerikanischen Kinos. Dieser krasse Wandel dürfte vor allem auf die sogenannte sexuelle Revolution zurückzuführen sein, in der Hippies Ende der 60er Jahre mit freier Liebe experimentierten und die Moralvorstellungen der älteren Generationen auf den Kopf stellten. Das Internet führte in den 90er Jahren zur einer noch stärkeren Verbreitung von Nacktheit und ihrer Darstellung.

Eine Google Bildersuche nach dem Begriff Nude führt heute zu über zwei Millionen Darstellungen, die von küstlerischen Aktbildern bis hin zu expliziten pornografischen Darstellungen reichen. Diese Verfügbarkeit von Darstellungen zum Thema Nude wird in der Gesellschaft teilweise kontrovers diskutiert. Einerseits bestehen insbesondere Bedenken hinsichtlich des Jugendschutzes, andererseits sind diese Phänomene ein Beweis für den unverkrampften Umgang mit Nacktheit und Nudes in der Modernen Sexualmoral.

Nude – wo kommt es vor?

Wer noch vor einigen Jahrzehnten ein Nude, also eine bildliche Darstellung nackter Menschen sehen wollte, musste dafür ins Museum gehen, um etwa Tizians Venus von Orbino zu betrachten. Bis heute gehören Aktmalerei und Nude Fotografie zu den Kernstücken vieler Kunstsammlungen. Kommerzialisiert wurden Nacktdarstellungen spätestens Ende der 60er Jahre, als die ersten Magazine mit Nacktaufnahmen von Frauen unter den Ladetheken verkauft wurden.

Bereits wenige Jahre später wurden die Aufnahmen immer expliziter und pornografischer, es gab einen regelrechten Porno Boom, der die öffentliche Sexualmoral bis heute geprägt hat. Die wohl größte Fundgrube an Nacktheit bietet jedoch das Internet. Mit Suchbegriffen wie Nude, Porno oder XXX können Nutzer binnen Sekunden Darstellungen von Nacktheit und allen erdenklichen Sexualpraktiken abrufen. Die Bedeutung von Nacktheit geht über die Darstellung in Medien jedoch deutlich hinaus. Auch die Nacktheit in der Öffentlichkeit ist heute in bestimmten Bereichen gesellschaftlich akzeptiert:

  • Der „Freikörperkult“, kurz FKK hat sich nach seinen Anfängen in der DDR auch im Westen der Republik mittlerweile zu einer akzeptierten Form des Badens entwickelt. An eigens dafür ausgewiesenen Badestränden und Seen können sich Besucher teilweise oder sogar ganz nackt aufhalten, ohne dass es jemanden stört.
  • In vielen Ländern ist es mittlerweile völlig normal, wenn Frauen ihr Baby in der Öffentlichkeit stillen. Die australische Politikerin Larissa Waters stillte 2017 sogar ihr Baby während einer öffentlichen Sitzung des Parlaments. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis es auch im Bundestag zu einer ähnlichen Szene kommt.
  • Dass Nacktheit in der Öffentlichkeit zwar längst nicht mehr so tabuisiert ist wie noch vor einigen Jahrzehnten, aber immer noch für Aufmerksamkeit sorgt, machen sich heute vor allem politische Aktivisten wie etwa das ukrainische Kollektiv Femen zunutze, dessen Mitglieder sich öffentlich entkleiden, um gegen politische Missstände zu protestieren.

Nude – Relevanz für die Sexualität

Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Nacktheit und Nude Aufnahmen in der Öffentlichkeit hat jedoch nichts daran geändert, dass Nacktheit nach wie vor insbesondere in intimen Beziehungen eine wichtige Rolle spielt. Nacktheit gehört zu den sexuellen Reizen, die auf Menschen erregend wirken und deshalb unverzichtbar für ein gesundes Sexualleben sind. Das gegenseitige Ausziehen und erotische Dessous gehören für viele Paare zum Vorspiel. Der Reiz liegt dabei vor allem darin, dass sich die meisten Menschen nackt besonders verletzlich fühlen und es deshalb ein Zeichen der Liebe und des Vertrauens ist, sich seinem Partner nackt zu präsentieren.

Auch Nacktaufnahmen, die Partner untereinander austauschen können die Vorfreude auf Sex erhöhen oder die Distanz zwischen zwei Partnern in einer Fernbeziehung überbrücken. Mittlerweile bieten viele Aktfotografen auch Nude Sessions für Paare an, die sich gegenseitig ein besonderes erotisches Erlebnis schenken wollen.

Gefahren von Nude

Die heute sehr liberale Sexualmoral und die jederzeitige Verfügbarkeit von Nude Aufnahmen ist zwar eine Errungenschaft unserer modernen Gesellschaft, bietet allerdings auch einige Risiken. Pädagogen und Psychologen warnen seit Jahrzehnten vor dem schlechten Einfluss, den öffentlich zur Schau gestellte Sexualität insbesondere auf Kinder und Jugendliche haben kann.

Tatsächlich lässt sich feststellen, dass auch die Jugend immer freizügiger wird. Das Phänomen, dass vor allem Kinder und Jugendliche Nacktaufnahmen mit ihren Smartphones erstellen und an ihre Freunde schicken, scheint sich immer weiter zu verbreiten, betrifft aber auch Erwachsene. Der Versand von Nude Aufnahmen hat mit dem Begriff „Sexting“ sogar ein eigenes Label erhalten.

Problematisch wird das vor allem dann, wenn diese Bilder von den Empfängern weiterverbreitet oder sogar im Internet veröffentlicht werden. Für die Betroffenen kann das zu einer eheblichen emotionalen Traumatisierung führen. Dennoch werden Nude Aufnahmen immer wieder mißbraucht, um Cybermobbing zu betreiben und die Betroffenen bloßzustellen. Um diese Situation zu vermeiden, genügt es auch nicht, ein Nude etwa mit Snapchat oder einer anderen App zu versenden, bei der die Bilder nach einigen Sekunden gelöscht werden. Denn der Empfänger kann das Bild mit einem Screenshot sichern oder mit einer anderen Kamera vom Display abfotografieren.

Wer sicher gehen will, dass der Versand einer Nacktaufnahme später nicht zum Cybermobbing führt, sollte sich deshalb sehr sicher sein, dass er dem Empfänger vertrauen kann. Wer dennoch zum Opfer wird, sollte sich unbedingt wehren und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Erste Anlaufstellen dafür bieten etwa das Onlineforum www.mobbing.net oder das Angebot www.forum-cybermobbing.eu des gemeinnützigen Vereins Bündnis gegen Cybermobbing.

Quellennachweise

¹Online Etymology Dictionary (o.J.): Nude. Online verfügbar unter: https://www.etymonline.com/word/nude, zuletzt geprüft am 21.03.2022.
²Antikes Olympia (o.J.): Die Athleten von Olympie: Amateure und Profis. Online verfügbar unter: https://www.antikes-olympia.de/athleten.html, zuletzt geprüft am 21.03.2022.
³Internet Movie Database (o.J.): Gilda. Online verfügbar unter: https://www.imdb.com/title/tt0038559/?ref_=fn_al_tt_1, zuletzt geprüft am 21.03.2022.
⁴Wikipedia. Die freie Enzyklopädie (Bearbeitungsstand 16. März 2022, 23:10 Uhr): Deep Throat. Online verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Deep_Throat_(film), zuletzt geprüft am 21.03.2022.
⁵Generation for Rights over the World (o.J.): Gefahren der Hypersexualisierung junger Mädchen: eine gestohlene Kindheit. Online verfügbar unter: https://www.growthinktank.org/de/gefahren-der-hypersexualisierung-junger-maedchen-eine-gestohlene-kindheit/, zuletzt geprüft am 21.03.2022.
⁶Wikipedia. Die freie Enzyklopädie (Bearbeitungsstand 18. März 2022, 12:03 Uhr): Sexting. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Sexting, zuletzt geprüft am 21.03.2022.