BDSM

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BDSM-Definition

Sklaven, Fesseln, Schläge und Schmerzen in Sachen Liebe – was hat es damit auf sich? Was genau ist BDSM und warum ist diese Form der Erotik so beliebt? Kaum jemand spricht darüber. Wenn es mit Blick auf Sex um Fesselspielchen, Dominanz, Unterwerfung sowie um Sadismus und Masochismus geht, wirft man in dieser Gesellschaft allzu häufig den Mantel des Schweigens darüber. Dieser Artikel zeigt auf, welche Spielchen in diesem Segment wirklich gespielt werden.

Definition: BDSM

BDSM ist das Akronym für Bondage and Discipline, Dominance and Submission, Sadism and Masochism. Es handelt sich dabei um eine bestimmte Form der Erotik,¹ bei der Fesselspiele, die Disziplinierung eines oder mehrerer Sex-Partner, das Dominieren und Unterwerfen, aber auch das spielerische Bestrafen sowie der Lustschmerz eine besondere Bedeutung haben. Landläufig ist in dem Zusammenhang auch von SM-Sex oder vom Sado-Maso-Sex die Rede. Etwa seit den 1980er Jahren ist der Ausdruck BDSM geläufig. Mittlerweile ist seine Verwendung selbst auf wissenschaftlicher Basis Usus.

Herkunft & Entstehung des Begriffs BDSM

Heute weiß man, dass BDSM zu den ältesten Erotikpraktiken² der Menschheit gehört. So existieren Aufzeichnungen bzw. Dokumente, die belegen, dass man schon im 8. Jahrhundert BDSM-Sex kannte und praktizierte. Eine Zeitlang – zu Beginn des 19. Jahrhunderts – wurden Sadismus und Masochismus, auch in Bezug auf Erotik, als psychische Erkrankungen bewertet. Sogar Sigmund Freud übernahm diese These.

Grundsätzlich geht es im BDSM um ein sehr breit gefächertes Spektrum erotischer Vorlieben und Praktiken. Lediglich ein Teil davon bezieht sich auf Unterwerfung und Dominanz sowie auf die Freude am Schmerzempfinden beim Sex. Der tiefe Genuss des Gefühls, dem anderen buchstäblich ausgeliefert zu sein, rückt die Bedeutung erotischer Fessel- und Rollenspiele überdies in den Mittelpunkt.

Etwa ab der Nachkriegszeit kamen Gegenstände aus Leder zum Einsatz, die den Schmerz bei der Ausübung der Sexualpraktiken intensivieren sollten. Lederkleidung, -masken und -stiefel gewannen seither ebenfalls an Bedeutung. Demzufolge sprach man von der so genannten Lederbewegung.

BDSM wird salonfähig

Wer sich in Kreisen bewegte, in denen BDSM praktiziert wurde, verschwieg meist seine Neigungen und Gelüste. Erst seitdem es das Internet gibt, gehen viele Menschen offener mit der Thematik um und schließen sich – üblicherweise zunächst auf virtueller Ebene – zu entsprechenden Gruppierungen oder Interessensgemeinschaften zusammen. Der mittlerweile weltberühmte Kino-Film „Fifty Shades of Grey“, dessen Story in gewisser Hinsicht die BDSM-Affinität thematisiert, trug in hohem Maße dazu bei, dass die Gesellschaft dem einstigen Tabu-Thema toleranter und sogar neugierig gegenübersteht.

Selbst wenn gewisse Handlungen oder Praktiken im BDSM für Außenstehende schmerzhaft, quälend oder erniedrigend erscheinen, geschehen sie doch stets im gegenseitigen Einvernehmen. Dieser Aspekt ist von elementarer Bedeutung für alle, die sich in der BDSM-Szene bewegen. Man vereinbart im Vorfeld so genannte „Stopp-Wörter“, die zum sofortigen Abbruch der jeweiligen Handlung durch die dominierende Person führen, sobald der unterwürfige Part diese ausspricht.

Wie wird BDSM ausgeübt?

BDSM ist eine sexuelle Spielart, bei der es in erster Linie darum geht, dass sich ein Partner dem anderen unterwirft. Und das freiwillig. Manche sagen sogar, BDSM sei eine Lebenseinstellung.

Im BDSM ist es nicht damit getan, die Peitsche zu schwingen oder eine Ledermaske aufzusetzen und den Sex-Partner zu schlagen. Vielmehr ist es wichtig, die Vorlieben und Sehnsüchte des jeweils anderen zu können. Darüber hinaus gilt es, klare Absprachen zu treffen – und sich gegenseitig zu vertrauen.

Die BDSM-Szene erscheint aktuell unglaublich verlockend und geheimnisvoll. Manch einer, der nun in diese faszinierende Welt eintauchen will, könnte geneigt sein, in den nächsten Erotik-Store zu gehen, um Gerten, Lederkluft und hohe Lackstiefel zu kaufen. Genau das ist der falsche Weg. Es gibt nicht „die“ Grundausstattung für guten, ehrlichen BDSM-Sex. Es genügt, mit einem Holzlöffel aus der Küchenschublade oder einem Pfannenwender anzufangen. Ungeübte sollten sich ausführlich mit dieser sexuellen Spielart auseinandersetzen und sich nicht überstürzt in die Szene begeben.

Ausübung von BDSM: Was ist zu beachten?

Aus der Sicht Unerfahrener ist es sinnlos, sich überstürzt in die einzigartige BDSM-Welt begeben zu wollen. Vielmehr sollte das Ganze gut durchdacht sein. Wer schon immer eine gewisse Faszination für Rollen- oder Fesselspiele hatte, für den könnte diese einzigartig vielseitige Sex-Spielart durchaus attraktiv sein. Menschen, die hingegen Blümchensex präferieren und Schmerzen beim Sex grundsätzlich ablehnen, haben in der BDSM-Szene nichts zu suchen. BDSM kann man nicht lernen. Und man kann sich auch nicht daran gewöhnen. Entweder man ist absolut offen für diese Erotikvariante, oder man ist es eben nicht. Ein „Zwischending“ gibt es in diesem Themenbereich nicht.

Vertrauen zum jeweiligen Sex-Partner sowie die Freude daran, außergewöhnliche Praktiken auszuprobieren – das sind die wohl wichtigsten Dinge, die es bei der Ausübung³ von BDSM zu beachten gilt. Auch die pure Lust daran, sich einer anderen Person vollkommen hinzugeben, ist wesentlich. Andererseits wiederum sollten Menschen, die gerne die Kontrolle über andere Personen haben, so viel Stärke und Persönlichkeit besitzen, sich trotz ihrer Machtgier und Kontrollsucht – beides mit Blick auf erotische Belange – zurückzunehmen, sobald der devote Part entsprechende Zeichen gibt. Daher werden im Vorfeld der sexuellen Praktiken so genannte Safewords vereinbart. Das sind meist einzelne Worte, die schnell ausgesprochen werden können, wie zum Beispiel Stopp, Halt oder Aus. Auch Farben oder Zahlen können, je nach vorheriger Absprache, als Safewords bzw. Stopp-Wörter genutzt werden.

Gängige Begrifflichkeiten in der Szene sind unter anderem Safe, Sane und Consensual. Sie nehmen im Hinblick auf die Durchführung sexueller Praktiken einen wichtigen Stellenwert ein.

  • Safe heißt übersetzt „sicher“ und meint, dass sich alle am Sex-Spiel beteiligten Personen der Risiken bewusst sind, die es naturgemäß im Sado-Maso-Bereich gibt. Gleichzeitig steht „Safe“ dafür, dass jeder bestrebt ist, diese Risiken auf ein Minimum zu reduzieren bzw. zu eliminieren. Außerdem bedeutet es, dass die Sexpartner immer in Übereinstimmung handeln und alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen treffen.
  • Sane bedeutet so viel wie „vernünftig“ oder „mit gesundem Menschenverstand“. Damit ist gemeint, dass alle Beteiligten zurechnungsfähig sein sollten und keinesfalls unter Drogen etc. stehen dürfen. Die Sicherheit und die Gesundheit aller Sex-Partner hat stets Priorität.
  • Consensual ist die englische Bezeichnung für „einvernehmlich“. Jeder handelt demnach aus freien Stücken und respektiert zugleich die Wünsche und Belange des anderen.

Rollenmodelle von BDSM

Der dominante Part wird „Dom“ genannt, während der devote bzw. der submissive Sexpartner als „Sub“ bezeichnet wird. Darüber hinaus bezeichnen Top und Bottom den aktiven bzw. den passiven Sex-Partner innerhalb der jeweiligen Konstellation. In bestimmten Spielszenen können die Rollen getauscht werden. Dabei ist vom „Switch“ die Rede. Während einer „Session“ bzw. im Rahmen eines Fessel- oder Rollenspiels ist es, je nach Absprache, denkbar, den aktiven oder den passiven Part zu übernehmen. Stets vor dem Hintergrund, die eigenen Belange sowie außerdem die Wünsche des anderen wahrzunehmen.

Teilaspekte von BDSM

BDSM ist buchstäblich atemberaubend und höchst facettenreich. Bondage- bzw. Fesselspiele (Bondage and Discipline zur Disziplinierung des unterwürfigen Sex-Partners sowie zur vollen Machtübernahme des Dom lassen sich auf unterschiedlichste Weise gestalten.

  • B & D = B & D Bondage and Discipline (Fesselung und Disziplinierung)
  • D & S = Dominance and Submission (Beherrschung und Unterwerfung)
  • S & M Sadism and Masochism (Sadismus und Masochismus)

Die Person, die sich unterwirft, wird als submissiv oder devot bezeichnet. Der andere Part ist dominierend. Grundsätzlich stehen also das Unterwerfen und das Dominieren sowie das Zufügen und Erdulden von Schmerz im Fokus. Wer hierbei an eine Form der Vergewaltigung denkt, liegt falsch. Denn alles das, was der dominante Part mit dem submissiven anstellt, wird immer in gegenseitigem Einverständnis durchgeführt. Bis zu einem gewissen Grad: Sobald der „Submissive“ ein zuvor vereinbartes Stopp-Wort nennt, wird die sexuelle Handlung durch den dominanten Partner unverzüglich beendet.

Vorherige Absprachen und ausreichendes Vertrauen

Das Gefühl, dem anderen ausgeliefert, willenlos zu sein, empfinden viele Menschen als extrem erregend. Dahingegen genießt der dominierende Part innerhalb der jeweiligen Konstellation das Gefühl, Macht ausüben zu können und Kontrolle über den devoten Partner zu haben.

Beziehungsarten bei BDSM

BDSM kann in den unterschiedlichsten Beziehungsformen ausgelebt werden. Junge Paare, die sich noch „ausprobieren“ möchten, aber auch Menschen, die Freude an unverbindlichen Konstellationen und außergewöhnlichen Sex-Praktiken haben, sind in der Sado-Maso-Szene zu finden. Ehepaare, die ihr Liebesleben aufpeppen wollen sowie Paare, die auch in ihrem Alltag Dominanz und Unterwürfigkeit „leben“, gibt es ebenfalls zuhauf in der BDSM-Szene. Wer in einer Beziehung lebt, in welcher der Partner dieser sexuellen Spielart abgeneigt ist, kann sich an professionelle Dienstleister wenden und sich beispielsweise mit einer Domina treffen und so die persönlichen Gelüste ausleben.

Szene des BDSM

Die BDSM-Kultur ist immer weiter verbreitet. Das Internet bietet unendlich viele Möglichkeiten, die eigenen Neigungen auszuleben und Kontakte zu knüpfen. Auch entsprechende Communitys sind extrem gefragt. Auf einschlägigen Portalen können Interessierte Foren, Clubs und Partys finden, in denen sie mit Gleichgesinnten in Kontakt kommen, wie zum Beispiel hier: https://smorun.de/bdsm-im-internet/bdsm-clubs/ Dass entsprechende Anbieter den Jugendschutz beachten, sollte selbstverständlich sein. Klassische Erkennungssymbole sind zum Beispiel das Peitschenemblem, das Halsband, die Triskele bzw. das Peitschenrad sowie die Leather-Pride-Flagge. Diese besteht aus neun horizontalen Streifen in Schwarz und Königsblau. Ein rotes Herz und ein weißer Streifen runden das Design dieser weltbekannten Flagge ab.

Auswirkung auf psychische und mentale Gesundheit

BDSM ohne Vertrauen und gegenseitige Absprachen ist gefährlich. Falsch platzierte Schläge können Verletzungen hervorrufen, fest sitzende Knoten an Seilen stellen sogar eine Gefahr für Leib und Leben dar. Darüber hinaus sind die psychischen Schäden erwähnenswert. Setzt sich beispielsweise der Dom über Absprachen hinweg und entpuppt sich als rücksichtsloser Sadist, während beispielsweise der devote Sex-Partner lediglich erste Erfahrungen sammeln wollte, kann dies nachhaltige Auswirkungen auf die Psyche des Subs haben.

Quellen:

¹ Deviance (o. J.): BDSM: Eine kleine Begriffserklärung. Online verfügbar unter: https://www.deviance.app/bdsm/, zuletzt geprüft am 17.03.2022
² lifeline. Das Gesundheitsportal (2022): BDSM: Die Lust an Schmerz und Unterwerfung. Online verfügbar unter: https://www.lifeline.de/sexualitaet/liebe-und-partnerschaft/bdsm-id187138.html, zuletzt geprüft am 17.03.2022
³ Praxis in Genf. Ein Leitfaden für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (o. J.): Die Ausübung von BDSM. Online verfügbar unter: https://guide.aspasie.ch/de/chapter/kniffe-des-berufs/die-ausuebung-von-bdsm/, zuletzt geprüft am 17.03.2022
⁴ inFranken (2022): BDSM: Was bedeutet diese Abkürzung? Online verfügbar unter: https://www.infranken.de/ratgeber/familie/beziehung/was-bedeutet-bdsm-art-947856, zuletzt geprüft am 17.03.2022