Pervers

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Pervers-Definition

Als pervers werden sexuelle Fantasien mit nicht menschlichen Objekten, aber auch mit Kindern, Tieren und dranghafte Sex-Verhaltensweisen beschrieben. Die Bezeichnung Perversion wird neuerdings anders genannt. Wissenschaftlich wird die Perversion nun als Paraphilie bezeichnet. Je nach persönlichem Ausleben von unterschiedlichen Perversionen müssen diese medizinisch behandelt werden oder nicht.¹

Definition: Pervers

Die Bezeichnung „pervers“ wird von dem lateinischen Wort „perversus“ abgeleitet, das „verkehrt“ bedeutet. Bei Perversionen handelt es sich daher um eine Verkehrung des normalen Verhaltens in abnormes oder krankhaftes Verhalten oder Empfinden. Umgangssprachlich drückt die Bezeichnung ein tabuisiertes oder stark abweichendes Verhalten vom normalen Verhalten gesunder Menschen aus. Bei perversen Menschen ist eine Entwicklung in eine bestimmte, krankhafte Richtung erkennbar.²

Pervers Bedeutung

Man unterscheidet im medizinischen Bereichen zwischen einer Krankheit, die als Perversion bezeichnet wird und einem Laster, das Perversität genannt wird. Nach dieser Definition wurden nach den 1870er Jahren homosexuelle Männer als Perverse bezeichnet die erblich belastet sind. Homosexuelle Handlungen unter Männern wurden daher bis in späte 20. Jahrhundert hinein als pervers bezeichnet. Homosexuelle Männer wurden zum Teil strafrechtlich verfolgt. Viele Kulturkreise bezeichneten sexuelle Handlungen die nicht der Fortpflanzung galten, als pervers. Mittlerweile wurde im DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der Begriff „Perversion“ ersetzt. Die Bezeichnung Paraphilie wird im DSM genutzt, bei der ICD der Begriff Sexualpräferenzstörungen.³

Pervers und Perversion im 3. Reich

Im 3. Reich wurde die Homosexualität bei Männern und Frauen als Perversion bezeichnet. Homosexuelle wurden massiv unterdrückt. Entsprechend der national-sozialistischen Ideologie durfte die Sexualität nur zur Reinhaltung und Vermehrung der arischen Rasse ausgelebt werden. Unter der NS-Herrschaft gab es viele Widersprüche. Vor allem deshalb, weil Männerbünde gefördert, aber die Homosexualität vernichtet werden sollte. Der bekannteste schwule Naziführer war SA Ernst Röhm (Stabschef). Er wurde am 1. Juli 1934 beim sogenannten „Röhm-Putsch“ ermordet. Bevor die Nationalsozialisten die Macht im Jahr 1933 in Deutschland übernommen haben, gab es in Berlin und anderen Großstädten zahlreiche Schwule und Lesben, die sich offen in Nachtclubs, Kneipen und Cabaret vergnügten. Eine deutlich spürbare Homosexuellenbewegung gab es seit dem 19. Jahrhundert, wurde dann aber von der NSDAP bekämpft. Die Nazis fürchteten im 3. Reich eine Bedrohung des Staates durch die Homosexualität, die sie als pervers bezeichneten. Homosexuelle wurden in der Nazizeit ab dem Juli 1934 durch die geheime Staatspolizei verfolgt, verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Dort wurden sie nicht nur wüst beschimpft und misshandelt. Eine systematische Verfolgung von Homosexuellen gab es dennoch nicht. Es wurden aber ca. 50 000 homosexuelle Männer von Gerichten verurteilt, weil sie „Unzucht wider der Natur“ trieben. Im Jahr 1936 wurde die „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung“ gegründet. Sie registrierte 90 000 Personen. Es sind von diesen vermerkten Frauen und Männer aber lediglich 5000 – 15000 Personen nachweislich durch Deportation in ein Konzentrationslager gelangt. Zu den weiteren Bestrafungen gehörten pädagogische, medizinische und psychiatrische Maßnahmen, Kastrationen und teilweise auch die Todesstrafe. In den Konzentrationslagern wurden Inhaftierte, unter denen auch jene waren, die als pervers eingestuft wurden, von Ärzten zu medizinischen Versuchen missbraucht. Im KZ Dachau wurden ebenfalls Menschenversuche durchgeführt. Es ist bekannt, dass Unterkühlungsversuche im KZ Dachau stattfanden. Die Menschen kamen in Eiswasser oder mussten bei Minusgraden nackt im Freien stehen. Nach einer massiven Auskühlung wurde dann erforscht, wie schnell sich der menschliche Körper wieder aufwärmt, wenn sich nackte Lagerinsassinnen an die ausgekühlten Körper schmiegen mussten. Bei derartigen Menschenversuchen war es der Regierung des 3. Reiches egal, wenn Lagerinsassen dabei verstarben.

Perverser Sex

Was beim Sex pervers ist, kann nur von den Menschen festgelegt werden, die gemeinsam Sex haben. Viele Frauen und Männer finden bereits „Rimming“ pervers, wenn der Anus mit der Zunge verwöhnt wird. Andere genießen „Natursektspiele“ bei denen sie auf andere urinieren oder sich selber anpinkeln lassen. Im BDSM-Bereich treffen Gleichgesinnte, die es gerne ein wenig härter haben und gemeinsam ihre Fetische ausleben möchten. Dennoch werden in der Regel „Stoppwörter“ vereinbart, wenn der Sex auch gerne pervers sein darf. Das vereinbarte Stoppwort wird dann ausgebrochen, wenn:

  • der Sex zu pervers wird
  • Schmerzen auftreten
  • jemand keine Luft mehr bekommt
  • wenn keine Lust mehr empfunden werden kann
  • wenn man sich überbeansprucht fühlt

und viele weitere Gründe.

Sex, der von anderen als pervers bezeichnet wird, kann nur dann lustvoll ausgelebt werden, wenn beide Seiten wissen, dass beim Ausspruch von einem Stoppwort die sexuelle Handlung sofort unterbrochen wird. Gerade beim BDSM-Sex, wenn z. B. SM- Möbel in Gebrauch sind und eine Sklavin von ihrem Meister dominiert wird, muss ausreichend Vertrauen und Sicherheit vorhanden sein. Niemand möchten einen körperlichen Schaden nehmen, nur weil die Lust an der Lust hin und wieder gerne ein wenig pervers ausgelebt wird. Die sexuellen Vorlieben können sich im Laufe der Zeit ändern. Jugendliche, die irgendwann einmal zum ersten Mal Sex haben, genießen diesen so, wie er ist. Sie denken wahrscheinlich im Traum nicht daran, dass der Sex spannender werden könnte, wenn der weibliche Part eine Schwesterntracht trägt oder der männliche Part von zart bis hart die Peitsche schwingt. Viele Paare die den Sex gerne ein wenig pervers erleben, sind zumeist schon eine längere Zeit zusammen. Sie sprechen über ihre erotischen Fantasien und leben dann einen Teil dieser Fantasien gemeinsam aus. Dabei ist es ganz normal, wenn diese Paare ihre Sexpraktiken keinesfalls als pervers einstufen, andere würden es vielleicht anders sehen. Was beim Sex als pervers empfunden wird, ist daher immer relativ und hängt von der persönlichen Tageslaune ab.

Gefährlich wird es, wenn ein Partner krankhaft pervers ist und den anderen Part beim Sex dominiert und quält, obwohl das Einverständnis dazu fehlt. In dem Fall ist der pervers ausgelebte Sex eine kriminelle Handlung und kann zur Anzeige gebracht werden. Die illegalen Handlungen beim Sex sind allseits bekannt und nicht nur auf Pädophilie begrenzt. Inzest, Vergewaltigungen und Sex mit Schutzbefohlenen oder anderen verbotenen Sexpraktiken, haben nichts mit BDSM oder perversem Sex zu tun. Sie sind schlicht und einfach nicht erlaubt und werden polizeilich verfolgt. Ebenso verboten ist es, jemandem heimlich Alkohol oder Drogen zu verabreichen, damit die Person dadurch sexuell gefügig gemacht werden kann.

Perverse Sprüche & Witze

Witze und Sprüche, mit ein wenig pervers klingenden Formulierung, sind allseits beliebt. Sie erregen die Aufmerksamkeit und können die Stimmung steigern. In den meisten Fällen überschreiten sie Tabus, was der Grund ist, dass die meisten Menschen noch genauer hinhören. Perverse Witze sind weder verboten, noch kriminell. Sie thematisieren häufig sexuelle Begebenheiten. Teilweise werden diese gar nicht offen dargestellt, sondern eher verschleiert. Dennoch kann jeder Zuhörer sich vorstellen, was gemeint ist. Ein gutes Beispiel dafür ist die folgende Formulierung:

Jemand wird gefragt, ob der nächste Winter weiblich oder männlich wird. Die befragte Person hat keine Ahnung und fragt nach, wie die Frage gemeint ist. Die Person antwortet erstaunt, dass ein weiblicher Winter kurz und feucht wird, ein männlicher Winter dagegen hart und lang …

Perverse Witze und Sprüche werden gerne bei lockeren Zusammenkünften im Freizeitbereich ausgetauscht. Eigentlich ist die Bezeichnung „pervers“ in Bezug auf die Sprüche und Witze unpassend. Sie sind zumeist nicht so pervers formuliert, wie manchmal die Gedanken der Menschen, deren Fantasien von den Witzen und Sprüchen angeregt wird.

Quellennachweise:

¹ focus.de: Der Begriff „pervers“ ist veraltet. Online verfügbar: https://www.focus.de/gesundheit/news/der-begriff-pervers-ist-veraltet-medizin_id_1920269.html, zuletzt geprüft am 10.07.2022

² dwds.de: pervers. Online verfügbar: https://www.dwds.de/wb/pervers, zuletzt geprüft am 10.07.2022

³ helles-koepfchen.de: Die besten Kinderseiten zu: perverse. Online verfügbar: https://www.helles-koepfchen.de/?suche=perverse, zuletzt geprüft am 10.07.2022

⁴ sueddeutsche.de: Die Perversion des Heilens. Online verfügbar: https://www.sueddeutsche.de/leben/menschenversuche-die-perversion-des-heilens-1.926062, zuletzt geprüft am 10.07.2022

⁵ journals.univie.ac.at: Petticoating. Online verfügbar: https://journals.univie.ac.at/index.php/oezg/article/download/5418/5346/11275, zuletzt geprüft am 10.07.2022

⁶ spiegel.de: Sexuelle Perversion ist das Fundament der Ehe. Online verfügbar: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/forscher-sexuelle-perversion-ist-das-fundament-der-ehe-a-97179.html, zuletzt geprüft am 10.07.2022

⁷ witze-paradies.de: perverse-witze. Online verfügbar: https://witze-paradies.de/perverse-witze/, zuletzt geprüft am 10.07.2022