Das Spektrum der Asexualität ist äußerst vielfältig und umfasst zahlreiche unterschiedliche Ausprägungen sexueller Anziehung beziehungsweise deren Abwesenheit. Eine Person bezeichnet sich als demisexuell, wenn sie erst dann sexuelle Anziehung zu einem anderen Menschen oder Partner empfindet, nachdem eine emotionale Bindung hergestellt wurde. Diese emotionale Nähe bildet somit die notwendige Voraussetzung für das Empfinden von Attraktivität.
Definition: Demisexuell
Demisexuell zu sein bedeutet zunächst, dass eine Person erst dann sexuelle Anziehung zu einem anderen Menschen spürt, nachdem bereits eine emotionale Bindung aufgebaut wurde. Das bedeutet jedoch nicht, dass durch eine emotionale Bindung eine Anziehung hervorgerufen wird, sie ist lediglich die Grundbedingung, damit es überhaupt möglich ist.
Diese sexuelle Identität gehört zum Spektrum der Asexualität. Viele Menschen glauben, wenn sie von Demisexualität hören, dass das doch der „Normalzustand“ ist, bei welchem man eine Person erst näher kennenlernt, bevor man Sex hat. Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen sexueller Anziehung spüren und tatsächlich Sex haben wollen.
Sexuelle Anziehung vs. Sex haben wollen
Im Gegensatz zu sexuellen Handlungen stellt sexuelle Anziehung ein unkontrollierbares Empfinden dar. Es kann vorkommen, dass jemand eine andere Person als sehr anziehend empfindet und dennoch bewusst auf Intimitäten verzichtet. Es existieren zahlreiche Gründe, warum Menschen von der Ausübung sexueller Aktivitäten absehen, sei es, weil sie den Partner erst besser kennenlernen möchten oder weil in bestimmten Konstellationen, wie in Geschäftsbeziehungen oder engen Freundschaften, sexuelle Kontakte als unangebracht empfunden werden.
Sexuelle Anziehung ist ein intuitives, unwillkürliches Gefühl, das ein Bedürfnis nach intimer Nähe erzeugt. Im Unterschied dazu stellen demisexuelle Personen nicht aktiv ein Unterlassen auf, sondern verspüren schlichtweg keine sexuelle Anziehung, sofern keine emotionale Bindung besteht. Zusammengefasst bedeutet dies, dass eine demisexuelle Person ihren Partner erst nach einer länger andauernden, intensiven emotionalen Beziehung als sexuell attraktiv empfindet.
In Beziehungen
In Beziehungen zu allosexuellen Partnern kann es oft zu Missverständnissen und Unzufriedenheit kommen. Da demisexuelle Personen erst nach dem Aufbau einer emotionalen Bindung sexuelle Anziehung empfinden können, muss der Partner oder die Partnerin dementsprechend viel Geduld mitbringen und sollte die andere Person auf keinen Fall zu etwas drängen. Ebenfalls sollten sich auch demisexuelle Menschen nie zum Sex drängen lassen, nur um den Partner oder die Partnerin zufriedenzustellen. Das Wichtigste ist immer, ein offenes Gespräch zu führen und dem Gegenüber ehrlich darzulegen, wie man empfindet. Generell können demisexuelle Personen durchaus sexuelle Beziehungen führen, auch bevor oder ohne Anziehung, wenn sie das möchten.
Bin ich demisexuell?
Jede Person empfindet anders gegenüber dem Thema Sex und es existiert kein Test, der dir eine eindeutige Antwort liefert. Dennoch gibt es einige Indizien, welche auf Demisexualität hindeuten können. Diese sind jedoch nahezu identisch mit jenen für Asexualität und viele Demisexuelle halten sich zunächst auch für asexuell, da sich die Anziehung erst später einstellt.
- Unverständnis gegenüber dem Thema Sex: Während andere Menschen im Club oder auf der Straße für den „heißen“ Typen oder das „sexy“ Mädchen reden, haben Demisexuelle nicht wirklich eine Meinung dazu. Die Anziehung entsteht erst nach der emotionalen Bindung, welche bei wildfremden Menschen noch nicht existiert.
- Sex mit Fremden ist unvorstellbar: Die Vorstellung eines One-Night-Stands ist absolut undenkbar.
- Plötzliche Anziehung zu langjährigen Freunden: Viele demisexuelle Personen verspüren nach einiger Zeit eine Anziehung zu ihrem besten Freund oder der besten Freundin. Mit dieser Person haben sie bereits eine tiefgehende, emotionale Bindung, aus der sich über die Zeit auch weitere Gefühle entwickeln können.
- Flirten wirkt unangenehm: Demisexuellen ist flirten mit sexuellen Anspielungen oft unangenehm, da sie selbst das Gegenüber nicht attraktiv finden. Emotionale Nähe oder tiefgreifende Diskussionen wirken dagegen viel interessanter.