Coming Out

Lesedauer: 7 Minuten
So hilfreich ist dieser Beitrag 0
Bewertung abgeben 0 Kundenbewertungen
Coming-Out-Definition

Was ist ein Coming Out und wieso müssen homosexuelle überhaupt ein solches durchführen? Nimmt es nur Bezug auf die Sexualität oder auch auf die Geschlechteridentität? Wie läuft das Coming Out ab und wann? Wie fühlen sich homosexuelle Menschen, wie können sie innere Vorurteile überwinden und wie hat sich das Coming Out historisch entwickelt? Was ist mit der Entwicklung des Begriffs oder gibt es Hilfsangebote? Alle Informationen sind im Artikel hinterlegt.

Definition: Coming Out

Der Begriff kommt aus der englischen Sprache und heißt so viel wie „herauskommen“. Gemeint ist damit, dass homo- oder bisexuelle Frauen und Männer respektive Transgender an die Öffentlichkeit gehen und mitteilen, welche Sexualität oder geschlechtliche Identität sie haben.¹

Hintergrund hinter einem Coming Out

Das Coming Out hat einige Vorteile. Sobald die sexuelle Orientierung oder die Geschlechteridentität in der Öffentlichkeit bekannt sind, hat das Vorteile für den Menschen. Er braucht sich nicht mehr zu verstecken und kann seine Gefühle offen kommunizieren. Er braucht keine Ausreden mehr, um seine Sexualität leben zu können.

Zudem ist es ab diesem Zeitpunkt einfacher für ihn, Gleichgesinnte zu treffen.²

Coming Out als Prozess

Beim Outing gibt es kein Richtig und kein Falsch. Manche brauchen lange für das Coming Out, andere gehen kurz und schmerzlos dabei vor. Jeder homosexuelle Mensch kann für sich die Entscheidung treffen, wann der Zeitpunkt dazu gekommen ist. Viele sprechen darüber zuerst mit einem guten Freund. Aber auch die Eltern sind erste Ansprechpartner. Später wird dann auch das nähere Umfeld und der Rest der Familie darüber informiert.

Für das Coming Out ist es von großer Bedeutung, dass die Menschen selbst ihre eigenen Gefühle und Neigungen akzeptieren. So fällt es leichter, auf negative Kommentare zu reagieren. Auch Verletzungen sind auf diese Art leichter zu verarbeiten, da der Homosexuelle mit Selbstbewusstsein auf seine sexuelle Orientierung hinweisen kann. Das hilft außerdem, Unsicherheiten zu vertreiben.

Freunde desselben Geschlechts können zunächst verwundert auf die Aussagen reagieren. Das gilt auch für die Eltern, deren Reaktionen manchmal negativ ausfallen. Bereits für die Betroffenen selbst, kann es kompliziert sein, die eigene sexuelle Orientierung zu akzeptieren. Nicht anders ist es bei vielen Eltern auch. Sie müssen diesen Prozess ebenfalls für sich verarbeiten.³

Emotionale Aspekte bei einem Coming Out

Wie sich homosexuelle Menschen fühlen, hängt zu einem großen Teil davon ab, ob sie in einer großen Stadt oder auf dem Land leben. In großen Städten ist die Akzeptanz mittlerweile größer als noch vor einigen Jahrzehnten. Da fällt es leichter, den gleichgeschlechtlichen Partner in die umgebende Gesellschaft zu integrieren. Die Menschen sind toleranter. Auch die Eltern akzeptieren die sexuelle Ausrichtung ihrer Kinder. In großen Städten gibt es obendrein eine große Infrastruktur für Homosexuelle.

Das ist auf dem Land leider noch nicht so. Aufgrund der Borniertheit und Unaufgeklärtheit vieler müssen sich Homosexuelle stark zurücknehmen und ihre Orientierung negieren oder verleugnen. Outen sie sich, kann es zu Beleidigungen und Hänseleien kommen, die nicht selten in einen Suizidversuch oder vollendeten Suizid münden.

Überwindung von Vorurteilen für das innere Coming Out

Die deutschen Gesetze schützen zwar die Rechte homosexueller Menschen, dennoch gibt es immer noch Situationen, in denen sie diskriminiert werden. Bedauerlicherweise gibt es in der Gesellschaft immer noch Vorurteile, die sich in solchen Diskriminierungen überall im Umfeld der Menschen zeigen. Der Schutz per Gesetz sorgt nicht automatisch dafür, dass die Gesellschaft das ebenso sieht und homosexuelle Menschen mit Respekt behandelt.

Wer gegen Diskriminierung und Vorurteile agieren möchte, sollte seine sexuelle Orientierung und der Geschlechtsidentität nicht verbergen, sondern sie offen kommunizieren. Der offene Umgang mit der sexuellen Orientierung gibt heterosexuellen Menschen Gelegenheit, den persönlichen Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Das sorgt dafür, dass homosexuelle Menschen viel eher als ein Individuum betrachtet werden.

Das ist von großer Bedeutung, denn Studien haben vermehrt gezeigt, dass generelle Vorurteile und solche gegenüber homosexuellen Menschen zurückgenommen werden, sobald diese Gruppen aufeinander treffen.

Coming Out: Historische Entwicklung

Die Annahme, dass homosexuelle Neigungen angeboren sind und sich damit auch nicht verändern lassen, unterstützten homosexuelle Vorreiter wie Karl Maria Kertbeny und Karl-Heinrich Ulrichs. Daher forderten sie die Straffreiheit. Der Schriftsteller Kertbeny, aus Österreich stammend, definierte die Bezeichnung Homosexualität 1869 erstmalig und diskutierte öffentlich darüber. Dieser Begriff hat sich bis heute im Hinblick auf andere durchgesetzt. Ulrich nannte die Neigung Uranismus.

Später in den 20ern des letzten Jahrhunderts gab es vermehrt Homosexuellen-Organisationen, die zu einer Massenbewegung wurden. Dazu zählte auch eine homosexuelle Subkultur, deren Mittelpunkt in Berlin war. Dort konnten homosexuelle Menschen verschiedene Clubs und Bars nutzen. Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, wurden diese Organisationen allerdings eliminiert.

Homosexualität wurde erneut unterdrückt. Homosexuelle wurden sogar zum Tode verurteilt. Erst 1969 kam es durch den Paragrafen 175 zu einer Änderung. Daraus entstand eine neue Bewegung homosexueller Menschen, die schnell größer und größer wurde. Es gab jedoch nur sehr wenige Informationen über die Vorreiter der ersten Bewegung. Hierzu kam es erst in den späteren Jahrzehnten. Auch wenn Aufklärung und Toleranz gegenüber homosexuellen Menschen steigt, sie ist kontinuierlich verbesserungswürdig.

Entwicklung des Begriffes Coming Out

  • der Begriff Coming Out stammt aus dem Englischen
  • ein deutsches Äquivalent ist, sich öffentlich zu bekennen
  • sinngemäß bedeutet Coming Out, das Auftreten einer volljährigen Debütantin
  • ist in Deutschland von Outen die Rede, können damit auch andere, nicht populäre Dinge gemeint sein.

Hilfsangebote und Selbsthilfe nach einem Coming Out

Reagiert die Umwelt positiv auf ein Coming Out, beeinflusst das auch den homosexuellen Menschen positiv, da er Akzeptanz und Unterstützung erfährt. Andersherum können negative Reaktionen darauf auch negative Gefühle beim sich outenden verursachen. Hat er damit zu kämpfen, kann er aber verschiedene Hilfsangebote nach seinem Coming Out in Anspruch nehmen.

In allen deutschen Großstädten gibt es Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen für homosexuelle Jugendliche und Erwachsene. Dort erhalten Sie Informationen und Hilfestellungen, die dazu beitragen, besser mit ihrer sexuellen Orientierung zurechtzukommen und das Selbstbewusstsein zu steigern.

Coming Out von Prominenten

Mittlerweile gibt es mehr und mehr Prominente, die bereits ihr persönliches Coming Out hatten. Hape Kerkeling ist ein bekanntes Beispiel für ein spektakuläres Coming Out. Geoutet wurde der beliebte Moderator und Schauspieler aber nicht freiwillig. Das übernahm der Regisseur Rosa von Praunheim Anfang der 90er in einer Fernseh-Show. Im Nachhinein war Kerkeling aber damit einverstanden.

Beliebt bei den Menschen ist auch Hella von Sinnen. Vor ihrer Karriere im Fernsehen lebte sie ihre sexuelle Orientierung offen aus. Nachdem sie aber im Fernsehen bekannt wurde, erfolgte das Coming Out durch die Zeitschrift Bunte. Zuerst war die Moderatorin geschockt, da sie dachte, ihre Karriere sei beendet. Aber Hella blieb selbstbewusst.

Der SPD-Politiker Kevin Kühnert überraschte mit seinem Coming Out nicht, da es sich um keins handelte. Vielmehr durch den Wirbel, der auf diese Art entstand. Schon 2018 bekannte sich der aktuelle Vize-Chef der SPD erstmals in der Öffentlichkeit zu seiner sexuellen Orientierung.

Quellennachweise:

¹ feel-ok.ch: Was ist das Coming Out? Online verfügbar: https://www.feel-ok.ch/de_CH/jugendliche/themen/liebe_sexualitaet/themen/sex_orientierungen/coming-out/coming-out.cfm, zuletzt geprüft am 17.06.2022

² feel-ok.ch: Soll ich mich outen? Online verfügbar: https://www.feel-ok.ch/de_CH/jugendliche/themen/liebe_sexualitaet/themen/sex_orientierungen/coming-out/soll_ich_mich_outen.cfm, zuletzt geprüft am 17.06.2022

³ feel-ok.ch: Soll ich mich outen? Online verfügbar: https://www.feel-ok.ch/de_CH/jugendliche/themen/liebe_sexualitaet/themen/sex_orientierungen/coming-out/soll_ich_mich_outen.cfm, zuletzt geprüft am 17.06.2022

⁴ tagesspiegel.de: Wie geht es Homosexuellen in Deutschland? Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/politik/diskriminierung-wie-geht-es-homosexuellen-in-deutschland/4324214.html, zuletzt geprüft am 17.06.2022

⁵ vlsp.de: Vorurteile und Diskriminierung. Online verfügbar: https://www.vlsp.de/lebenswelten/vorurteile-und-diskriminierung, zuletzt geprüft am 17.06.2022

⁶ dhm.de: Queer History. Online verfügbar: https://www.dhm.de/blog/2018/05/03/queer-history/, zuletzt geprüft am 20.06.2022

⁷ de-academic.com: Universal Lexikon: Coming Out. Online verfügbar: https://universal_lexikon.de-academic.com/70477/Coming-out, zuletzt geprüft am 20.06.2022

⁸ de-academic.com: Universal Lexikon: Coming Out. Online verfügbar: https://universal_lexikon.de-academic.com/70477/Coming-out, zuletzt geprüft am 20.06.2022

⁹ siegessäule.de: Zehn spektakuläre Coming Outs. Online verfügbar: https://www.siegessaeule.de/magazin/zehn-spektakul%C3%A4re-coming-outs/, zuletzt geprüft am 20.06.2022