Vasektomie

Lesedauer: 6 Minuten
So hilfreich ist dieser Beitrag 0
Bewertung abgeben 0 Kundenbewertungen
Vasektomie-Definition

Mit einer Vasektomie wird der Weg der Spermien durch den Samenleiter unterbrochen. Somit können keine Kinder mehr gezeugt werden; die Potenz und Ejakulationsfähigkeit bleiben jedoch voll erhalten. Alles über die Vor- und Nachteile und die Klärung der Frage, ob ein Mann mit einer Vasektomie immer noch ein richtiger Mann ist, gibt es hier im Beitrag.

Definition: Vasektomie

Um das Verfahren zu verstehen, ist die Kenntnis von etwas Anatomie von Vorteil. In aller Kürze: Der Hodensack des Mannes enthält die Hoden sowie die Nebenhoden. In den Hodenkanälchen des Hodens werden die Spermien produziert, im Nebenhoden bis zur Reifung „gelagert“. Bei der Ejakulation nehmen die Spermien den Weg durch den Samenleiter. Dieser führt erst einmal aufwärts bis zur Harnblase, um diese herum, passiert unterhalb der Harnblase die den Samenleiter umschließende Prostata und mündet in diesem Bereich auch in den Harnleiter. Aus diesem wiederum werden sowohl das Sperma als auch der Urin durch den Penis aus dem Körper ausgeleitet.

Bei dem Eingriff wird der Samenleiter im oberen Bereich des Hodensacks – also ganz am Anfang seines relativ langen Verlaufes – operativ mit einem Schnitt getrennt.¹ Dies führt mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit dazu, dass die Spermien den Hoden nicht mehr verlassen können. Die unter dem Begriff „Sperma“ bekannte Flüssigkeit besteht aber neben den Spermien noch aus einigen anderen flüssigen Komponenten, die nicht im Hoden, sondern im weiteren Verlauf des Samenleiters produziert und beigemischt werden.

Diese weiteren Flüssigkeiten werden auch nach der Vasektomie weiter durch den Samen- und Harnleiter ejakuliert. Die Vasektomie sorgt also sozusagen mit einem relativ simplen Eingriff einfach nur dafür, dass das Sperma direkt zeugungsunfähig wird.

Was bedeutet der Begriff „Vasektomie“?

Der Begriff steht für die männliche Sterilisation. Er setzt sich zusammen aus griechischen und lateinischen Komponenten. Das lateinische „vasus“ steht für Gefäß, aus dem Griechischen entlehnt sind die Begriffe für „ek“, was „heraus“ bedeutet und „tome“, das mit „Schnitt“ übersetzt wird. Wörtlich übersetzt ist die Vasektomie also ein „Gefäß-Herausschnitt.“²

Wie erfolgt eine Vasektomie?

Wie der Eingriff durchgeführt wird, ist nun klar; mit einem Schnitt wird der Samenleiter durchtrennt. Bleiben zu klärende Details: Wie erfolgt der operative Eingriff? Was sollt man beachten? Wie häufig wird eine Vasektomie durchgeführt? Wer übernimmt die Kosten? Aber der Reihe nach:

Wie erfolgt der operative Eingriff?

Der Eingriff erfolgt meist ambulant und unter Teilnarkose in einer qualifizierten Gesundheitseinrichtung. Eine ausführliche Anamnese, nicht zuletzt hinsichtlich der Endgültigkeit der Entscheidung, ist dabei ein absolutes Muss. Die Operation selbst ist unkompliziert und dauert nicht lange, auch die Genesungszeit bedeutet keine lange Downtime z. B. von beruflichen oder sportlichen Tätigkeiten. Üblicherweise werden ca. eine Woche nach dem Eingriff die Fäden gezogen.

Was muss beachtet werden?

Mögliche Kontraindikationen sind:

  • nicht abgeschlossene Familienplanung
  • Blutgerinnungsstörungen
  • chronische oder akute Entzündungsgeschehen im Bereich des Hodens
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Tumorgeschehen

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bleibt während der individuellen Anamnese von der ärztlichen Fachkraft abzuklären.

Wie häufig wird eine Vasektomie durchgeführt?

Laut einer Umfrage von Statista³ liegt die Vasektomie auf dem vierten Platz der möglichen Verhütungsmethoden, hinter der Pille, dem Kondom und der Spirale und noch vor der Sterilisation der Frau.

Wer übernimmt die Kosten?
Die Kosten werden üblicherweise nicht von Krankenkassen übernommen und unterliegen der Privatleistung. Eine Ausnahme ist das Vorliegen gesundheitlicher Gründe, die ein ärztliches Gutachten erfordern.

Was sind mögliche Gründe für eine Vasektomie?

Der Hauptgrund für den Eingriff ist wohl der Wunsch nach Kinderlosigkeit oder die abgeschlossene Familienplanung und damit im Endeffekt die wirksame Empfängnisverhütung. Paare besprechen diese Entscheidung üblicherweise gemeinsam. Vor allem, wenn weitere zur Verfügung stehende Möglichkeiten aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht in Betracht kommen, ist die Vasektomie eine durchaus attraktive Alternative.

Die Angst, dass die Männlichkeit mit der Vasektomie eingeschränkt wird, ist unbegründet. Sowohl die Fähigkeit zum Orgasmus als auch zur Ejakulation (das sind zwei getrennte Dinge!) bleiben voll erhalten. Auch die Konsistenz oder der Geruch des Spermas ändern sich nicht, Hormonhaushalt, Lustempfinden und Potenz sind von dem Eingriff völlig abgekoppelt, die Vasektomie ist auch äußerlich nicht zu erkennen. Trotzdem ist die psychische Komponente nicht zu unterschätzen. Umfangreiche Aufklärung und die Information aus qualifizierten Quellen tragen aber dazu bei, dass die Vasektomie durchaus verbreitet ist.

Übrigens: Die Vasektomie sollte niemals mit einer Kastration verwechselt werden. Bei der Kastration werden die Hoden entfernt und somit signifikant in den männlichen Hormonhaushalt eingegriffen. Je nach Alter werden Pubertät, Stimmbruch und die Fähigkeit zum vollen Geschlechtsakt damit wortwörtlich abgeschnitten. Zudem kann eine Vasektomie wieder operativ rückgängig gemacht werden.

Welche Folgen hat die Vasektomie?

Die Hauptfolge der Vasektomie ist deckungsgleich mit dem Wunsch, der mit diesem Eingriff einhergeht: Die Unfruchtbarkeit. Zu beachten ist, dass es bei ca. 0-2 % der Fälle zum Vasektomieversagen und damit zu Schwangerschaften kommen kann. Hier gilt die Faustregel: Die einzig wirklich sichere Verhütungsmethode ist die absolute Enthaltsamkeit.

Treten nach dem Eingriff psychische Probleme auf, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Psychologisch beratende Angebote sind ein wirkungsvolles Hilfsmittel, mit denen Sorgen und Ängsten begegnet werden kann.

Vor- und Nachteile einer Vasektomie:

Vorteile Nachteile
Unkompliziert Ist erst ca. 3 Monate nach dem Eingriff voll wirksam
In der Regel nicht schmerzhaft Vasektomieversagen bei bis zu 2 Prozent
Eine der sichersten Verhütungsmethoden Psychische Probleme möglich
Keine weiteren Verhütungsmittel notwendig Ein operativer Eingriff birgt immer gesundheitliche Risiken
Keine sichtbaren Beeinträchtigungen
Hormonhaushalt bleibt unbeeinträchtigt
Fähigkeit zur Ejakulation bleibt voll erhalten
Orgasmusfähigkeit bleibt voll erhalten
Lustempfinden bleibt voll erhalten
Ambulante Teilanästhesie
Kann operativ rückgängig gemacht werden

Mögliche Nebenwirkungen einer Vasektomie

Mit in der modernen Medizin zur Verfügung stehenden Mitteln ist die Vasektomie ein vergleichsweise kleiner und unkomplizierter Eingriff. Trotzdem ist es natürlich eine Operation, die bestimmte Folgen nach sich ziehen kann, darunter:

  • Schwellungen
  • Blutergüsse
  • Schmerzen
  • Entzündungen
  • Bei Beteiligung der Nerven: Empfindungsstörungen
  • Psychische Probleme

Auch diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und muss ärztlich abgeklärt werden. Das Risiko von Nebenwirkungen kann durch die sinnvolle Schonung nach dem Eingriff minimiert werden. Das Vermeiden von sportlichen Tätigkeiten, Stress und sexueller Stimulation tragen dazu bei, dass die Vasektomie gut verkraftet werden kann. Das behandelnde ärztliche Fachpersonal klärt hier gerne detailliert auf.

Vasektomie – die richtige Vorbereitung

Als invasive Maßnahme stellt die Operation auch automatisch eine Körperverletzung dar, das schriftliche Einverständnis zum Eingriff ist also zwingende Voraussetzung zum Durchführen der Operation. Welche Vorbereitungen werden sonst noch getroffen?

Im Vorfeld:

  • Aufklärung über die Endgültigkeit der Sterilisation
  • Aufklärung über die Möglichkeit der Refertilisierung, die in ca. 85 % zum Erfolg führen kann
  • Abklärung möglicher Kontraindikationen
  • Umfassende Beantwortung von Fragen

Unmittelbar vor der OP:

  • Haarentfernung
  • Desinfektion
  • Anästhesie

Nach der Operation wird das Gelingen des Eingriffs durch zwei Samenzelluntersuchungen gesichert. Das erste Spermiogramm (so der Fachbegriff) erfolgt ca. sieben Wochen nach der Vasektomie, die zweite Kontrolle nach ca. vier Monaten.

¹DocMedicus (o.J.): Sterilisation des Mannes (Vasektomie). Online verfügbar unter: http://www.gesundheits-lexikon.com/Operationen/Urologie/Sterilisation-des-Mannes-Vasektomie-.html  , zuletzt geprüft am 16.03.2022
²Wissen.de (o.J.): Vasektomie, Vasotomie. Online verfügbar unter: https://www.wissen.de/wortherkunft/vasektomie, zuletzt geprüft am 16.03.2022
³Statista Research Department (2011): Welche Empfängnisverhütungsmittel oder Empfängnisverhütungsmethoden benutzen Sie oder Ihr Partner zur Zeit? Online verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/182531/umfrage/angewendete-verhuetungsmittel/, zuletzt geprüft am 16.03.2022
⁴Carola Felchner (2019): Vasektomie. Online verfügbar unter: https://focus-arztsuche.de/magazin/therapien/vasektomie-ablauf-nachteile-kosten#tocHeadline-1, zuletzt geprüft am 16.03.2022