Inzest

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Tutanchamun ist wohl der bekannteste ägyptische Pharao. Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass seine Eltern Bruder und Schwester waren. Aufgrund dessen litt er unter einigen Fehlbildungen, unter anderem Skoliose und Klumpfuß.

Inzest führt zur Weitervererbung prägnanter körperlicher Merkmale, kann aber auch psychische Folgen mit sich ziehen. In diesem Artikel wird dies erklärt sowie auf viele weitere Unterpunkte eingegangen.

Inzest ist eine sexuelle Handlung zwischen nahen Verwandten, die nicht nach dem Gesetz verheiratet sind. Es ist eine Form der Blutschande, die in vielen Gesellschaften als unmoralisch angesehen wird.

Das Wort setzt sich aus den beiden lateinischen Wörtern „in“ und „castus“ zusammen. „In“ bedeutet „nicht“ und „castus“ bedeutet „keusch“, was zusammen „nicht keusch“ bedeutet.1

Synonyme umfassen:

  • Blutschande
  • Verbotene Ehe
  • Verbotener Geschlechtsverkehr
  • Konsanguinität
  • Konsanguinitätsverhältnis

Ausleben von Inzest

Befinden sich zwei erwachsene Menschen einvernehmlich in einer inzestuösen Beziehung, können sie einander lieben. In diesem Fall, ist die Beziehung bedenkenlos, sollte nichtsdestotrotz verborgen werden, um die Beteiligten vor gesellschaftlicher Kritik und Stigmatisierung zu schützen.

Inzestuöse Beziehungen können jedoch höchst problematisch sein. Beispielweise, wenn eine Person sehr viel jünger ist als deren Partner und ein durch den Altersunterschied bestehendes Machtverhältnis durch den Verwandtschaftsgrad verstärkt wird. Die jüngere Person kann enorme psychische und emotionale Schäden davontragen.

Inzest kann außerdem zu genetischen Problemen für die Nachkommen führen, da das Risiko von Erbkrankheiten und Defekten erhöht ist.

Gesetzeslage zu Inzest

In Deutschland ist Inzest ein Straftatbestand. Nach Paragraf 173 des Strafgesetzbuches ist Inzest zwischen nahen Verwandten, die nicht nach dem Gesetz verheiratet sind, unter Strafe gestellt. Die Grenzen werden durch Paragraf 12 des Bürgerlichen Gesetzbuches definiert, wonach nahe Verwandte nicht heiraten dürfen.

Als nahe Verwandte gelten:

  • Eltern und Kinder
  • Geschwister
  • Großeltern und Enkel
  • Onkel und Nichten
  • Cousins und Cousinen

Inzest wird in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft.

Gesetzeslage zu Inzest in anderen Ländern

In den meisten Ländern ist Inzest unter Strafe gestellt, aber es gibt einige Länder, in denen es erlaubt ist. In Frankreich, Spanien, Russland und China sind der Geschlechtsverkehr zwischen engen Verwandten nicht strafbar.2

In anderen Ländern fallen die Strafen unterschiedlich aus. Bei dem Großteil, in dem Inzest strafbar ist, kann es zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder zu einer Geldstrafe kommen. Die Strafen können jedoch auch höher oder niedriger sein. In wenigen Ländern werden inzestuöse Handlungen sogar mit dem Tod bestraft.

Inzest im Laufe der Geschichte

Obwohl heutzutage Inzest als unmoralisch und in vielen Ländern sogar als schwere Straftat betrachtet wird, war früher das Gegenteil der Fall. Das Habsburger Kinn ist hierfür wohl das bekannteste Beispiel.

Europäischer Hochadel

Adlige heirateten oft ihre Cousins oder Cousinen, um den Familienbesitz und das Ansehen innerhalb der Gesellschaft zu erhalten. Durch die Heirat von Verwandten blieb der Besitz und das Ansehen innerhalb der Familie, anstatt an fremde Familien zu gehen.

Außerdem wurden solche Ehen auch als Mittel angesehen, um die politischen Bindungen zwischen verschiedenen Adelsfamilien zu stärken. In manchen Fällen konnte die Ehe auch als Mittel zur Finanzierung von Kriegsanstrengungen oder zur Durchsetzung von politischen Zielen verwendet werden.

Ein berühmtes Beispiel ist die Habsburger Familie, welche sich durch ihr Habsburger Kinn auszeichnete. Es wird angenommen, dass das Kinn aufgrund der ständigen Inzucht, die innerhalb der Familie stattfand, entstanden ist. Die Inzucht verursachte eine Vermischung der Gene und machte sie anfälliger für Mutationen, die das Habsburger Kinn verursachten.

Ägyptische Pharaonen

In Ägypten heirateten die Pharaonen ebenfalls häufig ihre engen Verwandten, um den Fortbestand der Dynastie sicherzustellen und ihren Anspruch auf die Herrschaft zu legitimieren. Dies gab ihnen nicht nur einen Einfluss auf die Politik, sondern stärkte auch ihren Anspruch auf die königliche Autorität.

Zudem hielt die Heirat mit nahen Verwandten die gesellschaftliche und politische Macht innerhalb der Familie. Durch diese Praktik wurde auch die Reinheit des königlichen Blutes gewahrt, da es sich um Verwandte handelte, deren Abstammung nicht angezweifelt werden konnte.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Pharao Tutanchamun, denn DNS-Analysen zeigten, dass seine Eltern leibliche Geschwister sind. Das könnte ein Grund für seinen frühen Tod, mit 19 Jahren, sein. Er litt unter anderem an Skoliose und einem stark deformierten linken Fuß, was Tutanchamun beim Gehen einschränkte.

Psychologischer Hintergrund von Inzest

Eine inzestuöse Neigung kann sich aufgrund verschiedener Faktoren entwickeln. Dazu gehören:

  • Bindungsprobleme
  • Psychische Traumata
  • Schlechte emotionale Entwicklung
  • Eine Persönlichkeitsstörung
  • Posttraumatische Belastungsstörung

Psychische Erkrankungen können die Entstehung einer inzestuösen Neigung begünstigen.

Verbundene Fetische

Es gibt einige Fetische, die eng mit Inzest verbunden sind. Dazu gehören:

  • Inzestuöses Roleplay
  • Inzestuöser Voyeurismus
  • Pädophiles Roleplay
  • Inzestuöser Exhibitionismus
  • Inzestuöse Objektifizierung

Diese Fetische können dazu führen, dass Personen in einer inzestuösen Beziehung miteinander interagieren und sich gegenseitig sexuell erregen. Zudem kann es zu einer sexuellen Stimulierung führen, wenn man in einer inzestuösen Beziehung beobachtet oder beobachtet wird.

Abgrenzung der Begriffe Inzucht und Inzest

Inzucht beschreibt die Fortpflanzung enger Verwandter, während Inzest den Geschlechtsverkehr zwischen engen Verwandten unabhängig von der Fortpflanzung beschreibt.

Inzest und Inzucht müssen voneinander abgegrenzt werden, da sie unterschiedliche Konsequenzen haben und unterschiedlich angesehen werden. Inzucht wird in einigen Kulturen als eine legale und akzeptierte Praxis angesehen, während Inzest als ein Tabu und als verboten angesehen wird.

Inzucht kann als Mittel zur Festigung des Familienverbandes eingesetzt werden, während Inzest als eine illegale und sehr unangenehme sexuelle Beziehung betrachtet wird.

Folgen von Inzest

Die Folgen von Inzest können sein:

  • Erhöhte Anfälligkeit für psychische Erkrankungen
  • Entwicklungsstörungen
  • Genetische Defekte

Dieses Risiko wird durch den erhöhten Genfluss in der Familie ausgelöst, bei dem die Nachkommen ein hohes Maß an vererbbaren Merkmalen erhalten, die sie normalerweise nicht erhalten hätten. Dies kann zu genetischen Defekten und psychischen Erkrankungen führen, die zu den oben genannten Folgen führen.

Opfer von inzestuösen „Beziehungen“ leiden oft unter schwerwiegenden psychischen Folgen wie:

  • Angst
  • Depressionen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Soziale Isolation
  • Gefühle der Scham, Schuld und Wertlosigkeit
  • Gefühl der Unfähigkeit, ein normales und glückliches Leben zu führen

Diese psychischen Folgen können lange nach dem Missbrauch andauern und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen.

Inzest und Paraphilie

Inzest gehört zu den Paraphilien. Paraphilien sind Störungen des sexuellen Interesses oder Verhaltens, die sich auf ungewöhnliche Objekte, Situationen oder Aktivitäten beziehen. Sie sind in der Regel chronisch und betreffen Erwachsene.

Inzest ist ein Tabu und wird als verboten angesehen. Ab wann es als Paraphilie angesehen wird, ist schwer zu bestimmen, da es auf die jeweilige Situation und Kultur ankommt.

Quellen

1 Sandra Berthaler: Manipulation bis in den Wahnsinn: So missbrauchen „Gaslighter“ ihre Opfer. Online verfügbar: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/inzest-liebe-manipulation-bis-in-den-wahnsinn-so-missbrauchen-gaslighter-ihre-opfer_id_7444752.html, zuletzt geprüft am 03.03.2023