Cisgender

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Cisgender-Definition

Was ist ein Cisgender und wie unterscheidet er sich von einem Transgender? Wie ist der Begriff Cisgender entstanden und was heißt es überhaupt, zissexuell zu sein? Was hat es mit der Transphobie der Cisgender gegen Transgender auf sich? Warum diskriminieren einige diese Menschen? Die Antworten befinden sich im folgenden Artikel.

Definition: Cisgender

Cisgender sind Menschen, die sich mit ihrem natürlichen Geschlecht identifizieren können. Sie sind also mit dem angeborenen Geschlecht einverstanden. Das ist bei den meisten Menschen der Fall. Dass diese Menschen überhaupt eine besondere Bezeichnung erhalten haben, irritiert viele Personen, da sie sich für die normale Bevölkerung halten. Sie finden eine spezielle Bezeichnung für sich eher unrelevant.

Doch genau diese Ansprüche, sich als normal anzusehen und keine zusätzliche Bezeichnung zu brauchen, sind es, die von einigen Personen kritisiert werden. Aufgrund dessen kam es zu dem Begriff Cisgender. Der Grund dafür war, dass nicht jeder Mensch mit seinem Geschlecht einverstanden ist, das er von Geburt aus hat. Zum Beispiel, wie es bei Transgendern ist.¹

Cisgender und Transgender

Es gibt Unterschiede zwischen Cisgendern und Transgendern. Cisgender setzt sich aus den Wortteilen „Cis“ (lat.: diesseits) und Gender (soziales Geschlecht) zusammen. Diese sind also mit ihrem angeborenen Geschlecht einverstanden, das auch so in das Geburtsregister eingetragen ist. Andere Bezeichnungen dafür sind Hebammen- oder Geburtsgeschlecht.

Welchem Geschlecht Personen angehören, zeigt sich in der Regel an eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die schon direkt nach der Geburt sichtbar sind. Dieser Einklang ist beim Großteil der Menschen vorhanden. Es herrscht eine Identifikation mit ihrem angeborenen Geschlecht. Das ist bei Transgendern anders. Diese empfinden in der Regel, im falschen Körper geboren zu sein. Trans bedeutet so viel wie darüber hinaus oder jenseitig. Die Identifikation mit dem Geschlecht hat jedoch nichts mit der persönlichen sexuellen Identität oder mit der sexuellen Orientierung zu tun.

Die Unterschiede im Überblick

  • Cisgender gehen mit ihrem angeborenen Geschlecht konform
  • Transgender empfinden es, im falschen Körper geboren zu sein

Die Entwicklung des Begriffs Cisgender

Der Sexualwissenschaftler Volker Siegusch erfand 1995 den Begriff Cisgender, der im Unterschied zur Bezeichnung Transgender steht. Er war der Meinung, dass es erforderlich ist, Menschen anderer Art zu respektieren, um deren Identität nicht als krankhaft zu verstehen.²

Volker Siegusch sagte dazu unter anderem, dass es Cissexuelle geben muss, da es auch Transsexuelle gibt. Er glaubt, dass es Transgender ohne Cisgender nicht geben kann. Daher prägte er für Cisgender noch verschiedene andere Bezeichnungen wie Cissexuelle, Zissexualismus, Cisgender eben und andere, sodass die geschlechtliche Mehrheit, die Geschlechtsidentität und das eigentliche Geschlecht als normal betrachten.

Der lateinische Begriff cis ist eine Vorsilbe und drückt die Bezeichnung diesseits aus. Trans ist ebenfalls eine Vorsilbe, mit der Bedeutungen wie quer durch, hindurch, jenseits, hinüber oder über hinaus gemeint sind. Daher befinden sich Cisgender kulturell gesehen im Diesseits und die Transsexuellen im Jenseits.

Daher ist es neologisch, dass der Transsexualismus den Zissexualismus per se in ein Zwielicht setzt. Der Transsexualismus belegt, dass die Geschlechtlichkeit nur eine kulturelle Zusammensetzung ist, die auf sozialem Weg vermittelt wird, sind die psychosoziale Geschlechteridentität und das Körpergeschlecht bei „normalen“ Menschen nicht mehr unbedingt kompromisslos gegeben, die sich bisher als alleinige Gesunde betrachtet haben. Das stößt aber die kulturelle Meinung um.

Als Bezeichnungen für Cisgender lassen sich Cis-Frau oder Cis-Mann nutzen. Möglich ist auch der Einsatz von cis Frau oder cis Mann im Hinblick auf trans Frau oder trans Mann. Hin und wieder werden Begriffe wie genetische oder geborene Frauen und Männer genutzt, wie auch die Verwendung von Biofrau und Biomann sind möglich. Allerdings ist es möglich, dass diese Begriffe als diskriminierend empfunden werden können.³

Cissexismus: Transphobie der Cisgender

Es gibt unter Cisgendern eine Art von Transphobie gegen Transgender. Diese wird als Cissexismus bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Transphobie, mit der die Furcht vor gleichgeschlechtlichen Menschen oder sogar deren Ablehnung gemeint ist. Diese Art der Diskriminierung von Personen, die keine Cisgender sind, kann auch für andere Menschen eingesetzt werden, die nicht der Norm von Männern und Frauen zuzuordnen sind. So ist es möglich, dass Männer als sogenannte „Schwuchteln“ bezeichnet werden, die in irgendeiner Form weiblich erscheinen. Frauen, die sich eher männlich kleiden, können als „Mannweib“ beleidigt werden.

Diskriminierungen können sich auf verschiedene Arten zeigen. Cisgender treiben verschiedene Motive an, Transgender zu beleidigen oder diese sogar körperlich anzugreifen. Die Gründe hierfür sind nicht genügend untersucht. Wie Transgender solche Diskriminierungen erleben, lässt sich jedoch belegen. Die EU-Grundrechteagentur befragte verschiedene transsexuelle deutsche Personen, von denen 58 Prozent angaben, innerhalb des letzten Jahres belästigt oder diskriminiert worden zu sein.

Sehr intensiv sind transfeindliche Diskriminierungen für die persönliche Lebensrealität von Transgendern sind außerdem Armut, Rassismus und Einschnitte ihrer Autonomie auf der Grundlage einer Behinderung. Wie bereits gesagt, werden nicht nur echte Transgender beleidigt und angegriffen, sondern auch solche Personen, die nicht dem typischen Geschlecht entsprechen. Sie bekommen die Intoleranz mancher Cisgender ebenfalls zu spüren.

Obwohl viele Transgender überdurchschnittlich gebildet sind, zeigte die Studie Out im Office, dass circa 25 Prozent aller Befragten weniger als 1.000 Euro pro Monat verdienen, anders als beim Cisgender. Bei der Gruppe der nicht-binären Teilnehmer lag der Prozentsatz bei 40 Prozent. Zahlreiche Transgender sagen, dass sie an ihrem Arbeitsplatz ausgegrenzt werden oder es zu Kontaktabbrüchen kommt. Bei 39 Prozent der Befragten war das leider der Fall. Andere gaben an, dass ihre Gestik und Stimme von Cisgendern abgewertet wurden. Das ist bei 32 Prozent der Fall. Obendrein wurden bei 16 Prozent die Kundenkontakte entzogen und bei acht Prozent kam es sogar zur Kündigung wegen des Transseins.

Darüber hinaus kommt es auf der Straße zu Beleidigungen und Gewalt. Hier fehlen jedoch aussagekräftige Zahlen, da transfeindliche Übergriffe in den Statistiken zu Hasskriminalität gemeinsam mit bi- und homofeindlichen Taten aufgeführt werden. Auch gibt es kaum Meldungen zu diesen Taten, um genügend Belege liefern zu können. In den Jahren 2017 und 2018 gab es in Berlin insgesamt 100 Fälle, die zu den transfeindlichen Angriffen zählten. Dazu gehörten Tritte, Schläge, Beleidigungen, Bespucken und Messerstiche. Zudem sprechen intolerante Cisgender häufig Todesdrohungen aus.

Auch in der eigenen Familie sind viele Trans-Kinder und -Jugendliche nicht sicher. Bei einer Befragung von transgeschlechtlichen Jugendlichen sagten 79 Prozent, dass sie von ihrer Familie in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität nicht unterstützt oder ernst genommen werden. Speziell Mädchen und junge Frauen sagen, dass sie sogar innerhalb ihrer Familie durch Cisgender beschimpft oder verhöhnt werden, nämlich 22 Prozent. Sogar körperliche Angriffe gab es bei sechs Prozent, bei den nicht-binären waren es acht Prozent. In der Schule gibt es bei 44 Prozent ebenfalls Beleidigungen und bei 36 Prozent Ausgrenzungen. Leider macht ein großer Teil dieser eine solch negative Erfahrung.

Erfahrungen wie Gewalt und Ausgrenzung durch Cisgender haben zur Folge, dass Transgender öfter zu Selbstmordversuchen tendieren als Cisgender. Daher ist es wichtig, Unterstützung durch das soziale Umfeld zu haben. Zudem muss die Transfeindlichkeit der Gesellschaft reduziert werden, um dagegen anzugehen.

Quellennachweise:

¹ tagesspiegel.de: Was bedeutet Cisgender? Online verfügbar: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/das-queer-lexikon-was-bedeutet-cisgender/12792450.html, zuletzt geprüft am 27.06.2022

² deutschlandfunkkultur.de: Wer „trans“ sagt, muss auch „cis“ sagen. Online verfügbar: https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechtsidentitaeten-wer-trans-sagt-muss-auch-cis-sagen-100.html, zuletzt geprüft am 2.06.2022

³ magazin.hiv: Alles queer, oder was? Online verfügbar: https://magazin.hiv/magazin/praevention-wissen/alles-queer-oder-was/, zuletzt geprüft am 27.06.2022

⁴ gender-nrw.de: #Cis-Gender. Online verfügbar: https://www.gender-nrw.de/cis-gender/, zuletzt geprüft am 27.06.2022

⁵ regenbogenportal.de: Diskriminierung und Gewalt gegen transgeschlechtliche Menschen. Online verfügbar: https://www.regenbogenportal.de/informationen/diskriminierung-und-gewalt-gegen-transgeschlechtliche-menschen, zuletzt geprüft am 27.06.2022