Beschneidung

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Beschneidung-Definition

Beschneidungen werden nicht mehr nur aus religiösen Zwecken gemacht. Auch medizinische Beschwerden können durch eine Beschneidung gelindert werden. Aus welchen Gründen genau eine Beschneidung durchgeführt wird, welche operativen Möglichkeiten bestehen und welche Vor- und Nachteile eine Beschneidung haben kann, decken wir in folgendem Artikel auf.

Definition: Beschneidung

Die Beschneidung ist das chirurgische Eingreifen an den äußeren Geschlechtsorganen.¹ In vielen Fällen wird sie aus traditionellen oder religiösen Gründen durchgeführt. In selteneren Fällen wird diese aber auch aus medizinischen oder ästhetischen Gründen erforderlich.

Beschneidung – Mögliche Operationsverfahren

Für die Beschneidung beim Mann gibt es vier verschiedene Beschneidungsstile: high and tight, high and loose, low and tight und low and loose.² Je nach Art und Stil des Eingriffs wird die Vorhaut am Penis ganz oder nur teilweise entfernt. Auch bei Frauen gibt es vier verschiedene Arten der Beschneidung.

Typ I – Die Klitoridektomie: Hier wird die Klitoris und/oder die Klitorisvorhaut teilweise oder komplett entfernt.³

Typ II – Die Exzision: Die äußere Klitoris und die kleinen Schamlippen werden ganz oder teilweise entfernt. In manchen Fällen werden die großen Schamlippen mit entfernt.

Typ III – Die Infibulation oder pharaonische Beschneidung: Die vaginale Öffnung wird anhand von künstlicher Erzeugung einer bedeckenden Gewebeschicht verengt. Die äußeren und inneren Schamlippen werden zusammen genäht. In manchen Fällen wird zusätzlich die Klitoris entfernt.

Typ IV – Hierzu zählen alle weiteren Formen, die die weiblichen Genitalien aus nicht medizinischen Gründen beschädigen. Formen wie das Einstechen oder Einreißen der inneren oder äußeren Genitalien.

Beschneidung – Traditionelle Vorgehensweise

Bei Jungen: Jungen werden im Alter von acht Tagen beschnitten. Es wird nur dann länger gewartet, wenn etwas aus medizinischer Sicht dagegen spricht. Das Ritual kann zu Hause oder in einem Krankenhaus stattfinden. Das Baby wird von einem nahen Verwandten wie beispielsweise dem Großvater getragen. Es müssen mindestens zehn jüdische Männer anwesend sein. Diese Regel gilt auch bei Gottesdiensten. Das Kind wird dem Beschneider, dem sogenannten ,,Mohel“ überreicht. In einigen Fällen ist dieser Arzt, er muss in jedem Fall eine spezielle Ausbildung absolviert haben. Das Baby wird vom Mohel auf eine Art Bank mit zwei Plätzen gelegt. Ein Platz ist für den Paten des Babys, der andere Platz bleibt für den Propheten Elias frei. Der Kindsvater kann sein Kind wahlweise halten oder seine Hand auf die Schulter des Mohels legen. Der Junge wird in den Schoß des Paten gelegt.

Nun werden Segensworte ausgesprochen und die Anrufung Elias‘ findet statt. Im Anschluss trennt der Mohel mit einem scharfen Messer die Vorhaut vom Penis des kleinen Jungen ab. Über einem Becher Wein werden weitere Segenssprüche gesprochen und der Vorname des Babys wird verkündet. Die Lippen des Babys werden mit einem Tropfen Wein benetzt. Die Mutter und der Pate bekommen den Wein ebenfalls gereicht. Im Anschluss findet ein großes Fest statt.

Bei Mädchen: Bei Mädchen wird die Beschneidung von einer Beschneiderin durchgeführt. In den meisten Fällen wird diese ohne Betäubung und unter keinen hygienischen Bedingungen durchgeführt. Für die Beschneidung wird ein scharfer Gegenstand in Form eines Messers, einer Glasscherbe, eines Dosendeckels oder einer Rasierklinge verwendet. Dieser Gegenstand ist in den meisten Fällen nicht steril und wird für mehrere Mädchen benutzt. Daher treten nach der Beschneidung oftmals schwere Infektionen auf oder es kommt sogar zu einer Übertragung von HIV. Die Beschneidung ist ein Tabuthema und die Mädchen erfahren vor dem Eingriff nichts Genaues von ihren älteren Schwestern oder der Mutter darüber.

Vor der Beschneidung werden den Mädchen oft Geschenke und ein Fest versprochen, wenn sie tapfer sind und der Mutter somit keine Schande bereiten. Während des Eingriffs werden viele Mädchen von der eigenen Mutter, Tanten und Nachbarinnen festgehalten. Während des Eingriffs erleiden die Mädchen extreme Schmerzen, die unter anderem bis zur Bewusstlosigkeit gehen können. Viele Mädchen leiden nach der Beschneidung unter einem Trauma.

Beschneidung – Innovative Techniken und Methoden

Männer und Jungen: Bei Männern gibt es bei der Beschneidung unterschiedliche Techniken. Die angewendete Technik hängt vom Grund des Eingriffs, dem Alter des Patienten und dem gewünschten Ergebnis ab.

Bei der Freihandtechnik wird die Vorhaut mithilfe eines Skalpells oder einer chirurgischen Schere entlang einer zuvor festgelegten Linie entfernt.

Bei der Zangen- und Klemmentechnik wird der abzutrennende Teil der Vorhaut mit einer Zange oder Klemme abgeklemmt und entlang dieser mit einem Skalpell abgeschnitten.

Bei Kindern wird häufig die Plastibell Glocke oder der Circ-Ring als Methode angewendet. Die Vorhaut wird bei dieser Methode anhand eines Gummirings, einem Faden oder einem Gummiband abgeschnürt. Da die Vorhaut nun nicht mehr durchblutet werden kann, löst sie sich nach einigen Tagen und fällt von selbst ab.

Außer den bereits genannten Methoden gibt es noch die Möglichkeit der Laserbeschneidung. Hier wird anstelle des Skalpells ein medizinischer Laser eingesetzt.

Frauen und Mädchen: Die Beschneidung bei Mädchen und Frauen hat keinen medizinischen, sondern immer nur einen religiösen Hintergrund. Hierzulande ist sie strafbar und zählt als Genitalverstümmelung.

Gründe für eine Beschneidung

Religiöse Gründe:

Die Beschneidung ist in vielen Kulturen ein festes Ritual. Mädchen und Frauen werden verstoßen, wenn sie nicht beschnitten sind. Man will sichergehen, dass die Frau aufgrund der fehlenden sexuellen Lust vor der Ehe mit keinem anderen Mann sexuell aktiv wird und dass sie ihrem Mann in der Ehe treu bleibt. Die Beschneidung von Jungen soll zum Bundesschluss mit Gott gehören.

Medizinische Gründe:

  • Der häufigste medizinische Grund für diesen Eingriff ist die Vorhautverengung. Die Vorhaut kann hier entweder gar nicht mehr oder nur unter großen Schmerzen zurückgezogen werden. Die Vorhautverengung bereitet Männern vor allem im erregten Zustand starke Schmerzen.
  • Entzündungen, die sich im Bereich der ableitenden Harnwege befinden. Der Urinstrahl kann hier abgeschwächt oder verdreht sein. In wenigen Fällen geht diese Entzündung sogar so weit, dass es dem betroffenen Mann oder Jungen gar nicht mehr möglich ist, Wasser zu lassen.
  • Wenn sich beim zurückschieben der Vorhaut der sogenannte spanische Kragen bildet und es so zu einer Einschnürung kommt.

Vor- und Nachteile der Beschneidung

Nachteile: Vorteile:
Die Eichel wird durch die fehlende Vorhaut unempfindlicher Der Sexualakt kann vom Mann länger durchgehalten werden, da die Eichel dabei weniger stark stimuliert wird
Die Eichel kann nicht mehr durch die Vorhaut stimuliert werden Mehr Schutz vor Krankheiten, da sich die Smegmabildung verringert
Aufgrund der Schnitte entstehen Narben Die Hygienemaßnahmen im Intimbereich werden verbessert
Der typische Gleitmechanismus, der durch Penis und Vorhaut zusammen entsteht, ist eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden Schafft Abhilfe bei Vorhautverengung
Die Optik des Penis verändert sich
Die Sexualität kann sich verändern
Wundinfektionen oder Nachblutungen

Der Eingriff der Beschneidung dauert ca. 30 Minuten. Nach dem Eingriff wird ein Verband angelegt. Der Geschlechtsverkehr ist 2 – 4 Wochen nach dem Eingriff wieder uneingeschränkt möglich. Nach 4 – 8 Wochen ist das Nahtmaterial vollständig vom Körper abgebaut. In den ersten Monaten nach dem Eingriff kann sich die Narbe noch verändern.

Ein halbes Jahr nach dem Eingriff ist die Narbe kaum noch erkennbar. Ist die Beschneidung aus medizinischer Sicht notwendig, kann der Eingriff von einer (privaten) Krankenversicherung übernommen werden. Wird der Eingriff rein aus ästhetischen Gründen gewünscht, hat der Patient die entstehenden Kosten selbst zu tragen.

Ansprechpartner zum Thema Beschneidung

Ansprechpartner zum Thema Beschneidung findet man in verschiedenen Internetforen oder in Form eines Arztes. Auch die zuständige Krankenkasse kann weitere Fragen zum Thema Beschneidung beantworten.

Quellennachweise:

¹ Der deutsche Wortschatz (2020): Beschneidung. Online verfügbar unter: https://www.dwds.de/wb/Beschneidung, zuletzt geprüft am 29.03.2022

² leadingmedicine guide (2022): Zirkumzision: Die Beschneidung beim Mann. Online verfügbar unter: https://www.leading-medicine-guide.de/behandlung/beschneidung, zuletzt geprüft am 29.03.2022

³ Netzwerk gegen Mädchenbeschneidung Schweiz (o. J.): Was ist Mädchenbeschneidung?. Online verfügbar unter: https://www.maedchenbeschneidung.ch/netzwerk/maedchenbeschneidung/maedchenbeschneidung, zuletzt geprüft am 29.03.2022

⁴ Planet Wissen (2019): Lebensfeste der Jugend – Beschneidung und Bar Mizwa. Online verfügbar unter: https://www.google.com/amp/s/www.planet-wissen.de/kultur/religion/juedisches_leben/pwielebensfestederjugendbeschneidungundbarmizwa100.amp, zuletzt geprüft am 29.03.2022

⁵ stop mutilation (o. J.): Gegen die Beschneidung von Mädchen in Europa und Afrika. Online verfügbar unter: http://www.stop-mutilation.org/informationen.asp#eingriff, zuletzt geprüft am 29.03.2022

⁶ Aerzteblatt (2019): Weibliche Beschneidung: Neoklitoris und Vulvarekonstruktion für verstümmelte Frauen. Online verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/210893/Weibliche-Beschneidung-Neoklitoris-und-Vulvarekonstruktion-fuer-verstuemmelte-Frauen, zuletzt geprüft am 29.03.2022

⁷ Beschneidung (o. J.): Beschneidung/Zir­kum­zi­sion – Allgemeine Informationen. Online verfügbar unter: https://www.beschneidung-experten.de/allgemeine-informationen.html, zuletzt geprüft am 29.03.2022