Zölibat

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Zölibat-Definition

Immer wieder schafft es der Zölibat in die Medien, und jedes Mal entsteht eine kontroverse Diskussion, die weit über die Mauern der katholischen Kirche selbst hinausgehen. Der  Zölibat fordert von Priestern ein Leben für und in Christus. Das bedeutet für die Männer des Glaubens, dass sie der Ehe entsagen müssen. Angehende Geistliche stehen vor einer schweren Entscheidung, die nicht zuletzt dazu führt, dass sie ihren Traumberuf nicht ausführen können, weil sie dafür auf eine eigene Familie verzichten müssen.

Woher der Zölibat rührt, warum er eingeführt wurde und was er bewirkt, wird nachfolgend beleuchtet.

Definition: Zölibat

Beim  Zölibat geht es nicht allein um die Ehelosigkeit der Priester, sondern ebenso um ein sexuell enthaltsames Leben. Männern in Beziehungen ist es verwehrt, das Priesteramt auszuführen. Bekannt ist der Zölibat aus der römisch-katholischen Religion, doch es gibt weitere Religionen, die von ihren Glaubensmännern Enthaltsamkeit verlangen.

Der Zölibat in der römisch-katholischen Kirche

Obwohl auch Mönche und Nonnen enthaltsam leben, wird vom Zölibat dann gesprochen, wenn es um Priester geht. Genau genommen hat ein Priester spätestens ab seiner Weihe dem Lebensstand des Zölibats zu entsprechen. Das bedeutet für junge gläubige Männer, dass sie sich darüber im Klaren sein müssen, wenn sie sich für ein Leben mit Gott und in der katholischen Kirche entscheiden.

Die Kirche selbst hat verschiedene Begründungen für die Existenz des Zölibats. Die vehementeste davon ist sicher, dass der Priester Gott nachfolgen soll. Der Allmächtige selbst soll Vorbild sein für seine Kirchendiener, denn er war ehelos und ohne Kinder. Diese Erklärung ist umstritten, so wie es der gesamte  Zölibat ist.

Überraschend ist, dass es im katholischen Glauben tatsächlich etwa 300 verheiratete Priester gibt¹. Sie stellen die Ausnahme dieser strengen Regel dar. Meist handelt es sich bei diesen Priestern um ehemalige Pfarrer des protestantischen Glaubens, die dann zum Katholizismus übergetreten sind. Bei diesem Übertritt waren sie bereits mehrere Jahre verheiratet und hatten teils erwachsene Kinder. Dennoch untersteht den Ausnahmefällen kaum einmal eine Gemeinde. Vielmehr werden sie als Seelsorger in Kranken- und Pflegeeinrichtungen eingesetzt oder gehen ihren Diensten bei verschiedensten Bundeswehreinheiten nach.

Geschichte des Zölibats

Wer den Ursprung des Zölibats in der Bibel vermutet, sucht vergeblich nach entsprechenden Stellen. Wohl verbreitet die katholische Kirche gerne den Satz, dass Gott den liebt, der sich in Enthaltsamkeit übt, aber einen Beleg in der heiligen Schrift gibt es nicht dafür. Es ist noch nicht einmal gewiss, ob Jesus selbst enthaltsam und ohne Frau an seiner Seite lebte. Darüber streiten sich nicht erst nach Dan Browns Buch „Sakrileg“ die Geister.

Der  Zölibat entstand im Zuge eines Konzils im Jahr 1139 n. Chr. Hier wurde beschlossen, dass die bereits bestehenden Ehen Geistlicher nichtig sind und getrennt bzw. aufgelöst werden² . Dieser Entschluss wurde in zwei weiteren Konzilen im 16. Jahrhundert und in den 1960er Jahren bekräftigt. Unumstritten ist es seitdem nie gewesen. Es ist bekannt, dass die Jünger Christi ebenfalls weibliche Gefährten hatten. Es gibt davon lediglich eine bestätigte Ausnahme, nämlich den Apostel Paulus. Nicht einmal Petrus, der als erste Papst gilt, war ehelos.

Vor allem in den letzten Jahren werden jene Stimmen lauter, die den  Zölibat gänzlich ablehnen. Diese Gruppe begründet ihre Abneigung damit, dass die Zahlen der Priesteranwärter stetig kleiner wird. Der Zölibat scheint unmittelbar damit in Zusammenhang zu stehen. Trotz aller offener und in den Medien breit diskutierten Argumentationen hält sich der amtierende Papst Franziskus diesbezüglich zurück und übt sich in Schweigen, während sich der emeritierte Papst Benedikt vehement für eine Aufrechterhaltung dieser Regelung der katholischen Kirche ausspricht.

Was geschieht beim Bruch des Zölibats?

Es gibt einige wenige Priester, die öffentlich bekannten, dass sie mit dem  Zölibat gebrochen haben. Nicht automatisch führt dieser Regelverstoß zur Suspendierung des betroffenen Geistlichen. Beendet er die Beziehung zu einer Frau, so kann er durchaus weiter als Priester tätig sein. Hält er jedoch an der Verbindung fest, beginnt ein langer Prozess, der Entscheidungen aus Rom sowie des zuständigen Bischofs bedürfen³ . Es gilt als gesichert, dass ein weiteres Leben als Priester nicht möglich ist. Eine Eheschließung hat den sofortigen Stopp einer priesterlichen Tätigkeit zur Folge.

Der Zölibat in anderen Konfessionen

Sicher ist der  Zölibat in einem Atemzug mit der katholischen Kirchengemeinschaft zu nennen. Doch nicht nur der katholische Glaube verbietet es seinen Amtsträgern, eine Liebesbeziehung oder Ehe einzugehen. Allerdings ist die Regelung in anderen Religionsgemeinschaften nicht so rigoros, solange ein Priester nicht ein höheres Amt anstrebt.

So wird zum Beispiel in der orthodoxen Kirche ein leichterer Zölibat praktiziert. Der Unterschied liegt darin, dass normale Priester durchaus eine Familie gründen dürfen. Hat ein Amtsträger jedoch Ambitionen, einmal höhere Würden zu erlangen, so muss er auf die Beziehung zu einer Frau verzichten. Eine Besonderheit ist auch, dass verwitwete Priester kein zweites Mal heiraten dürfen.

Der Zölibat in anderen Religionen

Die großen Weltreligionen haben nur wenig mit dem  Zölibat zu tun. Lediglich der Buddhismus gibt seinen Mönchen ein enthaltsames Leben vor. Dabei war Buddha selbst nicht lebenslang enthaltsam. Er war verheiratet und hatte mindestens einen Sohn. Erst danach wählte er ein Leben im Zölibat .

Neben dem Buddhismus gibt es eine vereinfachte Art des Zölibats auch im Islamismus. Diese Form ist aber selbst gewählt und nicht auferlegt. Sie soll dem Prozess der Erleuchtung dienlich sein, wird aber nicht von der Religion selbst vorgeschrieben. Selbst, wenn Mohammed keine Partnerin hatte, sehen Muslime es als Geschenk Gottes an, verheiratet zu sein.

Welche gesellschaftlichen Folgen kann der Zölibat haben?

Der Zölibat fordert Opfer von den Geistlichen. Viel diskutiert in diesem Zusammenhang ist Missbrauch unter dem Deckmantel der Kirche. Experten dagegen sagen, dass der Zölibat nicht ausschlaggebend für die Missstände der Vergangenheit ist. Vergewaltigung kommt auch dort vor, wo Männer intakte Familien haben. Der Zölibat kann nicht als Begründung für die sexuelle Belästigung in der Kirche herhalten.

Doch es gibt andere Entbehrungen, unter denen Priester leiden. Besonders im Alter mache sich bemerkbar, dass die Kirchendiener unter Einsamkeit leiden. Wo andere pensionierte Männer eine Frau an ihrer Seite haben, finden Priester im Ruhestand eine vorher nicht gekannte Leere vor. Niemand fängt sie auf, weder ein Ehepartner, noch die aus einer Ehe oftmals hervorgegangenen Kinder. Die ehemaligen Priester fristen den Rest ihrer Jahre nun allein und finden sich damit nur schwer zurecht. Vor allem deswegen, weil die betreute Gemeinde vorher ein Familienersatz war, der nun praktisch ersatzlos wegbricht. Der Zölibat verfolgt Priester also nicht nur in jungen Jahren, sondern wird besonders dann zur Bürde, wenn das aktive Kirchenleben beendet ist.

Ein Umdenken bezüglich dieser Kirchenregel ist bis dato nicht in Sicht. Aber die Hoffnung, dass es eine Lockerung geben wird, bleibt. Jedenfalls so lange, wie die Diskussionen und Gespräche über den Zölibat nicht enden.

Quellennachweise:

¹ Gernot Facius: Verheiratete katholische Priester – nicht so selten. Online verfügbar: https://www.welt.de/politik/deutschland/article8368922/Verheiratete-katholische-Priester-nicht-so-selten.  zuletzt geprüft am 26.04.2022

² Christoph Paul Hartmann: Von Anfang an umstritten: Die Geschichte des Zölibats. Online verfügbar: https://www.katholisch.de/artikel/22655-von-anfang-an-umstritten-die-geschichte-des-zoelibats, zuletzt geprüft am 26.04.2022

³ Uli Fricker: Was der Bruch des Zölibats für einen katholischen Priester bedeutet. Online verfügbar: https://www.suedkurier.de/baden-wuerttemberg/Was-der-Bruch-des-Zoelibats-fuer-einen-katholischen-Priester-bedeutet;art417930,9964059?, zuletzt geprüft am 26.04.2022

⁴ world.kbs.co.kr: Buddhismus und Zölibat. Online verfügbar: http://world.kbs.co.kr/service/contents_view.htm?lang=g&menu_cate=lifestyle&id=&board_seq=224848&page=49&board_code=othc_qna, zuletzt geprüft am 26.04.2022

⁵ Franziska Harter: Jean-Marc Sauvé: „Zölibat an sich ist kein Risikofaktor“. Online verfügbar: https://www.die-tagespost.de/kirche/weltkirche/zoelibat-an-sich-ist-kein-risikofaktor-art-222551 zuletzt geprüft am 26.04.2022

⁶ Leonie Feuerbach: Der Mensch ist Leib und Seele. Online verfügbar: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/alternde-priester-kampf-mit-zoelibat-und-einsamkeit-15136842.html zuletzt geprüft am 26.04.2022