Narzisst

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Ein Narzisst ist jemand, der ständig Anerkennung braucht, dafür aber wenig Mitgefühl für andere zeigt. Wie geht man mit so jemanden um? Der nachfolgende Text liefert die Antwort auf genau diese Frage und geht näher auf die Aspekte von Narzissmus und deren unterschiedliche Charakteristiken und Ursachen ein.

Definition: Narzissmus

„Narzissmus“ hat seinen Ursprung in der griechischen Mythologie mit der Figur des Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Sigmund Freud trug zur modernen Bedeutung bei, indem er Narzissmus als Phase der psychischen Entwicklung beschrieb, in der Selbstbezogenheit normal ist. Später wurde der Begriff auf eine Persönlichkeitsstörung erweitert, bei der übermäßige Selbstbezogenheit, geringe Empathie und das Bedürfnis nach Bewunderung vorherrschen. Heute wird Narzissmus in der Psychologie in verschiedenen Kontexten untersucht und interpretiert.

Verhalten

Die Selbstwahrnehmung eines Narzissten ist in der Regel geprägt von einem starken Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung. Sie sehen sich oft als überlegen und fühlen sich berechtigt, besondere Behandlung zu erhalten. Gleichzeitig kann es Momente der Unsicherheit geben, die sie hinter ihrer selbstbewussten Fassade verbergen. So jemand verhält sich jedoch in den meisten Situationen auf eine Weise, die von übermäßiger Selbstbezogenheit geprägt ist:

  1. Umgang mit anderen:
    In sozialen Beziehungen, sei es als Freund, Partner oder Kollege, zeigt ein Narzisst oft ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Aufmerksamkeit. Sie können sich in den Mittelpunkt stellen, übertrieben über sich selbst sprechen und erwarten, dass andere ihre Bedürfnisse und Ansichten über die der anderen stellen. Empathie für die Gefühle und Bedürfnisse anderer kann begrenzt sein.
  2. Im Job oder Beruf:
    Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung streben oft nach Positionen oder Rollen, in denen sie ihre Macht oder Status zeigen können. Sie neigen dazu, sich in beruflichen Situationen als herausragend darzustellen und sind oft motiviert, Anerkennung und Bewunderung von Kollegen oder Vorgesetzten zu erhalten. Kritik wird oft schlecht aufgenommen, und sie können Schwierigkeiten haben, mit Teamarbeit umzugehen, es sei denn, sie können dabei im Mittelpunkt stehen.
  3. Selbstwahrnehmung:
    Narzissten haben oft ein unverhältnismäßig positives Bild von sich selbst, das oft auf einem aufgeblasenen Selbstwertgefühl beruht. Sie können sich als außergewöhnlich talentiert, besonders wichtig und einzigartig betrachten. Gleichzeitig können sie jedoch auch von innerer Unsicherheit und einem geringen Selbstwertgefühl geplagt sein, was zu ihrer ständigen Suche nach Bestätigung von außen beiträgt.

Ursachen

Es gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, ob Narzissmus angeboren ist oder nicht. Narzissmus kann durch eine Kombination von genetischen, biologischen, psychologischen und Umweltfaktoren entstehen. Hierzu gibt es unterschiedliche Forschungsansätze, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.

Genetik und Neurobiologie

Einige Studien deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Prädisposition für Narzissmus spielen könnten. Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte genetische Varianten mit Eigenschaften in Zusammenhang stehen könnten, die mit narzisstischem Verhalten verbunden sind. Die Neurobiologie, insbesondere das Belohnungssystem im Gehirn, wurde auch untersucht, um die zugrunde liegenden Mechanismen und das Verhalten besser zu verstehen.

Kindheit und Erziehung

Die Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern und frühe Lebenserfahrungen können die Entwicklung einer solchen Persönlichkeitsstörung beeinflussen. Eine übermäßige Bewunderung oder übertriebene Kritik während der Kindheit kann dazu beitragen, ein gestörtes Selbstwertgefühl zu entwickeln, das später zu narzisstischem Verhalten führen kann.

Kulturelle und soziale Faktoren

Kulturelle Einflüsse und soziale Umstände können auch narzisstisches Verhalten beeinflussen. In Gesellschaften, die Individualismus und Selbstdarstellung fördern, könnte Narzissmus eher gedeihen. Der Einfluss von sozialen Medien und der Kult um Berühmtheiten könnten ebenfalls dazu beitragen.

Persönlichkeitsentwicklung

Einige Theorien weisen darauf hin, dass Narzissmus eine Form der Bewältigung sein könnte, um ein geringes Selbstwertgefühl zu kompensieren. Menschen könnten übertriebene Selbstsicherheit und Selbstbezogenheit entwickeln, um ihre inneren Unsicherheiten zu maskieren.

Psychologische Aspekte von Narzissten

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung manifestiert sich als eine komplexe psychologische Veranlagung, die von einem übermäßigen Verlangen nach Bewunderung, einem Mangel an Empathie sowie dem Streben nach persönlicher Dominanz und Erfolg geprägt ist. Im Folgenden sind einige psychologische Charakteristika aufgeführt, die im Zusammenhang mit dieser Störung stehen:

  • Empathiemangel: Ein zentrales Merkmal des Narzissmus ist das Fehlen von Empathie für die Emotionen und Bedürfnisse anderer Menschen. Personen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten, sich in die Sichtweise anderer hineinzuversetzen und angemessen auf deren Gefühle zu reagieren.
  • Bedürfnis nach Bewunderung: Betroffene mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung verspüren ein starkes Verlangen nach Bewunderung und Bestätigung von anderen. Sie haben die Tendenz, sich ins Rampenlicht zu stellen und gezielt Situationen anzustreben, in denen sie Aufmerksamkeit und Lob erhalten können.
  • Manipulatives Verhalten: Narzisstisches Verhalten kann manipulativ sein, um eigene Interessen und Ziele zu verfolgen. Betroffene könnten andere ausnutzen, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne angemessen auf die Gefühle oder Grenzen der anderen Rücksicht zu nehmen.
  • Brüchiges Selbstwertgefühl: Obwohl es paradox erscheinen mag, leiden Personen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oft unter einem fragilen Selbstwertgefühl. Sie sind empfindlich gegenüber Kritik und Ablehnung, auch wenn sie diese Empfindungen häufig nach außen hin verbergen.
  • Herausforderungen in zwischenmenschlichen Beziehungen: Aufgrund ihrer eingeschränkten Empathie, ihres Wunsches nach Bewunderung und ihrer starken Selbstzentriertheit haben Personen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oft Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie neigen dazu, andere zu dominieren, sich über andere zu stellen oder in Konflikte zu geraten, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden.
  • Mangelnde Selbstreflexion: Narzissten finden es oft schwer, ihr eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen und Fehler oder Schwächen anzuerkennen. Sie weisen die Rückmeldung anderer oft ab oder schieben die Schuld auf andere.
  • Instabile Selbstidentität: Die Selbstwahrnehmung von Personen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung kann brüchig und unsicher sein. Sie könnten sich in verschiedenen Situationen und gegenüber verschiedenen Menschen unterschiedlich darstellen, um Bewunderung und Zustimmung zu erlangen.

Der Grad des Narzissmus kann variieren und nicht nur die Opfer von narzisstischem Verhalten leiden unter dessen Auswirkungen, sondern auch die Narzissten selbst, vor allem wenn sie versuchen, sich zu verändern. Missbrauch darf deswegen aber natürlich nie toleriert oder gerechtfertigt werden.

Liebesbeziehungen

Die Frage, ob ein Narzisst in der Lage zu lieben ist, ist umstritten. Einige Forscher argumentieren, dass diese durchaus emotionale Beziehungen eingehen können. Die Beziehung ist jedoch von mangelnder Empathie und egozentrischem Verhalten geprägt. Erst durch Versuche, den Partner zu kontrollieren und zu manipulieren, werden die eigenen Bedürfnisse gestillt. Zudem ist die Beziehung von einer unausgeglichenen Beziehungsdynamik geprägt, da ein Narzisst immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen möchte. Der Partner fühlt sich vernachlässigt und hat mit Selbstwertproblemen zu kämpfen. Das wird dadurch verstärkt, dass dieser ständig um die Anerkennung kämpfen muss. All dies macht die Beziehung emotional belastend für den Partner und lässt sie instabil und unsicher wirken.

Tipps für die Beziehung

Die Beziehung zu einem Narzissten kann für den Partner ziemlich herausfordern sein, daher im Folgenden ein paar Tipps, die helfen können:

  • Die eigenen Grenzen kennen: Ein Narzisst wird immer versuchen diese zu testen, daher ist es wichtig die persönlichen Grenzen klar zu kommunizieren und auch zu verteidigen. Eigene Hobbys und Interessen sowie auch Freundschaften sollten nicht vernachlässigt werden.
  • Standhaft bleiben: Ein Narzisst wird versuchen den Partner zu kontrollieren, indem er bei ihm Schuldgefühle erzeugt. Ein gute Möglichkeit hier nicht in die Fall zu tappen, ist es, rational zu bleiben.
  • Diplomatische Kommunikation: Am besten interagiert man mit einem narzisstischen Partner auf eine diplomatische Art und Weise, indem auf Kompromisse eingegangen wird, Worte mit Bedacht wählt und viel Empathie zeigt.

Sobald du erkannt hast, dass deine Beziehung toxisch oder schädlich für dich ist und du beschlossen hast, sie zu beenden, können folgende Schritte hilfreich sein:

  1. Vorbereitung ist wichtig:
    Nimm dir Zeit, dich mental und emotional auf die bevorstehende Trennung vorzubereiten. Bedenke, wie du die Situation am besten bewältigen kannst, um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten. Es ist wichtig, auch in Betracht zu ziehen, ob eine Trennung ohne Risiken durchführbar ist. Narzisstisch geprägte Personen können gewalttätig reagieren, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Falls eine reguläre Trennung nicht sicher erscheint, solltest du Unterstützung in Anspruch nehmen.
  2. Der richtige Zeitpunkt:
    Wähle einen geeigneten Moment, um dieses Gespräch in einer ruhigen Umgebung zu führen. Meide Zeiten, in denen Konflikte oder hohe emotionale Spannungen herrschen.
  3. Klarheit und Entschlossenheit:
    Sei deutlich in deiner Kommunikation, sowohl verbal als auch nonverbal. Lass keine Zweifel über deine Entscheidung aufkommen und drücke deine Absichten klar aus. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Narzisst versuchen wird, dich zu manipulieren, indem er Schuldgefühle in dir weckt und behauptet, dass niemand sonst dich lieben könnte oder ähnliches.
  4. Steh zu deiner Entscheidung:
    Es ist möglich, dass der Narzisst versucht, dich umzustimmen oder zu manipulieren. Bleibe bei deinem Standpunkt und erinnere dich an die Gründe, aus denen du diese Entscheidung getroffen hast.
  5. Suche nach Unterstützung:
    Es kann hilfreich sein, Unterstützung von Freunden, Familie oder professionellen Beratern zu suchen, um dich während des Prozesses zu begleiten und dir emotionalen Rückhalt zu geben.