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Das sexuelle Bedürfnis kennt kein Alter. Auch im gehobenen Alter haben Männer und Frauen ein Verlangen, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Besonders zu Zeiten von großen Lebensveränderungen und Neuorientierungen kann das sexuelle Verlangen aufblühen. Tritt ein gesteigertes Lustverhalten und sexuelles Interesse bei älteren Menschen auf, spricht man auch vom Johannistrieb.
Definition: Johannistrieb
Der Johannistrieb bezeichnet im sexuellen Kontext eine neu erwachende oder besonders gesteigerte sexuelle Lust im höheren Lebensalter. Häufig wird der Begriff im Zusammenhang mit dem sogenannten „zweiten Frühling“ verwendet, jener Lebensphase, in der Männer und Frauen nach den Wechseljahren oder im Ruhestand ihre Sexualität neu entdecken, intensiver erleben oder selbstbewusster ausleben.
Zugleich kann der Begriff auch scherzhaft-kritisch verwendet werden, wenn ein älterer Mann plötzlich auffällig großes Interesse an deutlich jüngeren Frauen zeigt. In diesem Zusammenhang steht der Johannistrieb für eine Mischung aus Spätpubertät, Flirtlust und Wunsch nach Jugendlichkeit, nicht selten begleitet von äußerlichen Veränderungen wie neuer Kleidung, Sportwagen oder Frisur.
In beiden Bedeutungen spiegelt der Johannistrieb ein sexuelles und emotionales Aufblühen im Alter wider.
Begriffsherkunft
Der Begriff „Johannistrieb“ stammt ursprünglich aus der Fortwirtschaft und beschreibt ein erneutes Aufblühen von Bäumen rund um den Johannistag (24. Juni). Dieses Aufblühen tritt besonders bei Eichen, Buchen und Linden auf.
Umgangssprachlich wird der Begriff auch im sexuellen Kontext verwendet, um das Aufblühen der Sexualität bei älteren Personen zu bezeichnen. Er beschreibt eine Lebensphase neu erwachter und gesteigerter sexueller Lust. Auch das gesteigerte Interesse älterer Männer an jungen Frauen wird als Johannistrieb bezeichnet.
Sowohl im fortwirtschaftlichen als auch im sexuellen Kontext bezeichnet der Begriff ein erneutes Aufblühen zu einem späten Zeitpunkt. Wie Bäume, die zu einem späteren Zeitpunkt neue Triebe entwickeln, blüht das sexuelle Interesse älterer Personen zu einem späteren Zeitpunkt des Lebens erneut auf. Aufgrund dieser Parallelen wurde der Begriff von seinem fortwirtschaftlichen Gebrauch zweckentfremdet und in einen umgangssprachlich sexuellen Kontext gebraucht, um die aufkommende sexuelle Lust im gehobenen Alter zu beschreiben.
Altersgruppe
Der Johannistrieb tritt typischerweise bei Männern und Frauen im mittleren bis höheren Lebensalter auf, meist ab etwa 50 Jahren, kann aber individuell auch etwas früher oder später beginnen.
Typische Merkmale des Johannistriebs sind ein verstärktes sexuelles Interesse, ein gesteigertes Bedürfnis nach Nähe, Bestätigung oder Abenteuer sowie Veränderungen im Verhalten oder äußeren Erscheinungsbild. Männer zeigen sich in dieser Phase manchmal besonders interessiert an deutlich jüngeren Partnerinnen. Auch neue Hobbys, ein jugendlicher Kleidungsstil oder plötzliche Lebensumstellungen können Begleiterscheinungen sein.
Psychologischer Hintergrund
Die psychologischen Ursachen des Johannistriebs lassen sich vor allem im Zusammenspiel von biologischen Veränderungen, Lebensreflexion und dem Wunsch nach neuer Lebendigkeit verstehen.
In der Lebensmitte oder im höheren Alter geraten viele Menschen in eine Phase der Neuorientierung. Kinder sind aus dem Haus, berufliche Ziele sind erreicht oder verändern sich, der Alltag wird ruhiger – dadurch entsteht Raum, um sich wieder mit den eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig wird das Älterwerden bewusster wahrgenommen, was bei manchen zu einem verstärkten Wunsch führt, Jugendlichkeit, Attraktivität und Sexualität aktiv zu erleben, bevor „es zu spät ist“.
Hinzu kommen oft körperliche und hormonelle Veränderungen. Der Johannistrieb kann dabei als Reaktion auf das Gefühl von Vergänglichkeit gedeutet werden, ein innerer Impuls, das Leben (und die Lust) noch einmal neu auszukosten.
Nicht zuletzt spielen auch gesellschaftliche Einflüsse eine Rolle: In einer Kultur, die Jugend und sexuelle Attraktivität hoch bewertet, kann das Verlangen entstehen, sich gegen das Altwerden.