Wer kennt es nicht: man lernt jemanden kennen, datet sich, versteht sich super – und dann kommt plötzlich keine Antwort mehr – ohne Vorwarnung oder jegliche Erklärung. Doch nicht nur in romantischen Beziehungen ist „Ghosting“ ein bekanntes Phänomen – ebenso findet es in der Berufswelt statt. Viele Unternehmen ignorieren eingegangene Bewerbungen und lassen ihre Bewerber Wochen, manchmal sogar Monate, auf eine Antwort warten oder antworten im schlimmsten Fall gar nicht darauf. Auch Arbeitnehmer tendieren immer häufiger dazu, Vorstellungsgespräche nicht abzusagen oder einfach nicht zu erscheinen. Doch wieso ist das eigentlich so?
Inhaltsverzeichnis
Definition: Ghosting
„Ghosting“ beschreibt das soziale Phänomen unserer Gesellschaft – der plötzliche Kontaktabbruch ohne jegliche Vorwarnung, geschweige denn Erklärung. Dabei bricht die Person den Kontakt mit seinem Gegenüber ab, indem sie oder er auf Nachrichten und Anrufe nicht mehr reagiert und scheinbar aus dem Leben der anderen Person verschwindet. Der Begriff selbst stammt ursprünglich aus der Dating-Welt, hat jedoch seine Bedeutung erweitert und findet nun Anwendung in verschiedenen sozialen Kontexten, einschließlich Freundschaften, Familienbeziehungen und sogar im beruflichen Umfeld. Die psychologischen Auswirkungen des Ghostings können tiefgreifend sein und können sogar soweit gehen, dass daraus ein erheblicher Verlust an Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen resultiert.
Ab wann ist es Ghosting?
Es gibt keinen festgelegten Zeitraum oder keine spezifische Anzahl an Nachrichten oder Anrufen, welche notwendig sind, damit ein Verhalten als Ghosting bezeichnet wird. Dabei hängt die Situation von verschiedenen Faktoren ab, wie den Erwartungen und den bisherigen Kommunikationsmustern. Grundsätzlich kann man sagen, dass Ghosting dann beginnt, wenn eine Person auf wiederholte Versuche zur Kontaktaufnahme nicht reagiert und dafür keine Erklärung geben kann. Dies kann ein starkes Gefühl der Verlassenheit und Verwirrung bei der zurückgelassenen Person hervorrufen und wird oft als respektlos und unangemessen empfunden. Wichtig dabei ist auch, dass die Wahrnehmung von Ghosting in jenem Fall subjektiv ist und von den Erwartungen der Betroffenen abhängt.
Psychologische Hintergründe von Ghosting
Wieso du geghostet wirst, kann eine Vielzahl an Gründen mit sich ziehen und je nach den Umständen und Motiven der ghostenden Person variieren. Wirft man einen Blick auf die Psychologie und deren Hintergründe, so stellt man schnell fest, dass Ghosting mehr mit dem- oder derjenigen zu tun hat, die das Ghosting per se betreibt als mit der geghosteten Person.
Einige möglichen Gründe könnten sein:
- Furcht vor Konfrontation
- Unfähigkeit, Grenzen zu setzen
- Mangelnde Empathie
- Angst vor Zurückweisung
- Persönliche Befriedigung
- Impulsivität
- Feigheit und Unreife
- Narzissmus
Diese psychologischen Hintergründe können dabei helfen, zu verstehen, wieso manche Menschen sich für das Ghosting als Kommunikationsstrategie entscheiden. Oftmals haben Menschen Schwierigkeiten dabei, klare Grenzen in ihren Beziehungen zu etablieren, sei es aus Angst vor Ablehnung oder aus einem übermäßigen Bedürfnis nach Harmonie und Zustimmung. Anstatt offen darüber zu kommunizieren, wählen sie das Ghosting als einen passiven Weg, um sich aus der Beziehung zurückzuziehen. Wichtig hierbei ist, dass du selbst definitiv nicht der Grund dafür bist, wieso dein Gegenüber dir keine Antworten liefert und deshalb solltest du die Gründe keinesfalls bei dir selbst suchen! Wenn du das Verhalten eines Menschen nicht verstehen kannst, spricht es für deine ehrlichen Absichten – es zeigt, dass du dir nicht einmal vorstellen könntest, jemandem absichtlich Schmerz zuzufügen oder ihn/sie zu verletzen.
Auswirkungen von Ghosting
Die Auswirkungen von Ghosting können sowohl für die Person, die ghostet wird, als auch für die Person, die geghostet wird, erheblich sein. Für die vom Ghosting betroffene Person können die Auswirkungen emotionaler Stress, Verwirrung und ein Verlust an Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen sein. Sie können auch Selbstzweifel, Scham und Probleme bei der Kommunikation mit anderen verursachen. Für die Person die ghostet, können die Auswirkungen ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und langfristige Schwierigkeiten in ihren eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen sein. Insgesamt kann Ghosting zu einer ernsthaften Belastung für das emotionale Wohlbefinden und die Beziehungen der beteiligten Personen führen.
Umgang mit Ghosting
Dadurch, dass es nicht in unserer Hand liegt, ob und von wem wir geghostet werden – sei es vom Partner, einer langjährigen Freundin oder dem Arbeitgeber – müssen wir lernen, die Tatsache so hinzunehmen und lernen, damit umzugehen. Dies kann oftmals verwirrend sein im ersten Moment, allerdings gibt es einige Strategien, die dir dabei helfen können, besser damit abschließen zu können, wenn dich jemand geghostet hat oder gerade dabei ist, es zu tun.
Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen werden, mit Ghosting besser umgehen zu können:
- Akzeptiere, dass du keinen Einfluss auf das Verhalten anderer hast und haben wirst.
- Sei geduldig.
- Gib der Person Raum für Erklärung und versuche sie nicht unter Druck zu setzen.
- Lass deinen Emotionen freien Lauf – es ist in Ordnung, wütend, enttäuscht oder traurig zu sein. (Oder alles gleichzeitig)
- Versuche dich auf dich selbst zu konzentrieren und sorge für einen mentalen Ausgleich.