Fetisch

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Fetisch-Definition

Fußfetisch. Haarfetisch. Lederfetisch. Der Begriff Fetisch und der dazugehörige Fetischismus werden häufig im Alltag verwendet. Wer gerne Schuhe kauft, hat gleich einen Schuhfetisch, wer gerne Sport treibt, wird oft als Bewegungsfetischist bezeichnet. Was es wirklich mit dem Begriff Fetisch aus sich hat und wie der Fetischismus in der sexuellen Welt seinen Platz findet, soll in diesem Beitrag geklärt werden.

Definition: Fetisch

Ein Fetisch galt bei den sogenannten Naturvölkern als ein Objekt, dem bestimmte Zauberkräfte zugewiesen wurden. Bevor der Begriff Fetisch eine sexuelle Bedeutung bekam, wurde er auch als Bezeichnung für religiöse Kultobjekte verwendet. Erstmals im 19. Jahrhundert wurde der Begriff durch den französischen Psychologen Alfred Binet mit einer sexuellen Bedeutung konnotiert. Binet erklärte, dass Fetischisten eine sexuelle Fixierung auf Objekte hätten, welche allerdings nicht nur von „toter“ Natur seien, sondern auch unterschiedliche Körperteile betreffen könnten.¹

Heute wird der Begriff Fetisch im Allgemeinen eher im sexuellen Kontext verwendet. Mit einem Fetisch wird ein Objekt bezeichnet, welches sexuelle Lust bei einem Fetischisten auslöst. Es muss sich wie bereits oben kurz angerissen, hierbei nicht unbedingt um ein Objekt handeln. Unterschiedliche Körperteile wie Füße, Haare, Hände oder Brüste, aber auch verschiedene sexuelle Fantasien oder Szenarien können unter den Begriff Fetisch fallen.²

Lange Zeit und zum Teil auch bis heute wird der Begriff Fetisch leider von vielen mit der Vorstellung von etwas Unnatürlichen oder Abnormalen verbunden. Deshalb wurde der Fetischismus lange Zeit mit einer „krankhaften Perversion“ in Zusammenhang gestellt. Bis heute verzeichnet die WHO (Weltgesundheitsorganisation) in ihrem internationalen Krankheitscode den Fetischismus als „Störung der Sexualpräferenz“. Im sexuellen Bereich bedeutet Fetischismus allerdings nur eine sexuelle Vorliebe, den Wunsch Spaß am eigenen Körper, dem eines Sexualpartners oder einfach Körper an sich zu haben.³ Generell ist ein Fetisch häufig unabhängig vom Sexualpartner.

Häufig wird der Begriff Fetisch auch umgangssprachlich verwendet, so hört man häufig Bezeichnungen wie Ordnungsfetischist für sehr ordentliche Menschen oder Schuhfetischist für Menschen die gerne Schuhe kaufen.

Herkunft Fetisch

Der Begriff „Fetisch“ kann aus dem Lateinischen abgeleitet werden. Zum einen aus dem lateinischen Verb „facere“, was übersetzt „machen“ bedeutet, zum anderen aus der Abwandlung desselben Verbes „faticius“, was übersetzt „nachgemacht“ bedeutet. Aus diesen lateinischen Begriffen entwickelte sich das portugiesische Wort „feitiçio“, welches mit Zauber übersetzt werden kann. Ins Deutsche gelang das Wort „Fetisch“ über das französische Wort „fétiche“.

Ursachen und Entstehung eines Fetisches

Zur Entstehung und Ursache von Fetischen gibt es heute viele verschiedene Theorien. Allerdings sind die Ursachen noch relativ unbekannt. Generell können ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle in der Entstehung eines Fetischs spielen. Genetische und hormonelle Veranlagungen, allerdings auch Erlebnisse und Erfahrungen in der frühesten Kindheit, an die man sich nicht mehr unbedingt erinnern muss, können eine tragende Bedeutung haben.
Wissenschaftlich gesehen werden neben genetischen Ursachen vor allem das soziale Umfeld, aber auch die Erziehung und erlernte Vorlieben in der Entstehung eines Fetisches bedeutsam sein.

Verbreitete Fetische

  • Fußfetisch: Ein Fetisch, der besonders bei Männern vorkommt. Besonders Frauenfüße wecken in einigen Fußfetischisten Beschützerinstinkte. Fußfetischisten gefällt es, Füße zu massieren oder aber auch die Zehen abzulecken und an den Fußsohlen zu riechen. Auch Footjobs, bei denen der Penis mit den Füßen des Partners stimuliert wird, gefallen Fußfetischisten. Ein sehr ähnlicher Fetisch ist der Handfetisch.
  • Golden Shower: Die Liebhaber dieses Fetisches empfinden es als erregend, auf den Sexualpartner zu urinieren oder selbst vom Urin getroffen zu werden. Dabei kann es sein, dass bevorzugt wird, wenn der Urin am Körper herabläuft oder wenn man den Strahl direkt in den Mund bekommt.
  • Sadismus: Es gibt verschiedene Arten von Sadisten, allerdings verbindet alle, dass sie ihr sexuelles Vergnügen daraus ziehen, jemanden Schmerzen zuzufügen. In der Regel handelt es sich hierbei um erwünschte und einvernehmliche Schmerzen. Das Gegenteil davon sind Masochisten: Diese Menschen empfinden sexuelles Vergnügen, wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden.¹⁰

Weitere bekannte Fetische sind der Lederfetisch, der Schuhfetisch, der Korsettfetisch oder der Uniformfetisch.¹¹

Ungewöhnliche Fetische

Es gibt eine Reihe von ungewöhnlichen Fetischen, von denen einige vielleicht noch nie gehört haben.

  • Brillenfetisch: Dieser Fetisch kann als reiner Objektfetisch auftreten, also eine Brille als Gegenstand sexueller Anziehung. Allerdings auch in Zusammenhang mit der Person stehen, die eine Brille trägt. Häufig spielt auch die Verbindung aus Dominanz und Erotik eine interessante Rolle. Beispielsweise bei einem Schüler-Lehrerinnen Rollenspiel.¹²
  • Geldfetisch: Bei diesem Fetisch bezahlen vor allem Männer dafür erniedrigt zu werden, dies kann auch über reinen E-Mail Verkehr stattfinden. Dadurch, dass über das schriftliche Vorstellungen vermittelt werden können und der Sexualakt es dadurch oft intensiver wirkt, als er es vielleicht in echt wäre, ist die schriftliche Form beim Geldfetisch sehr beliebt.
  • Negative Fetische: Bei diesem Fetisch steht die sexuelle Lust und Befriedigung im Zusammenhang mit dem Verlangen nach Menschen mit Behinderungen. Diese können körperlicher oder geistiger Art sein.

Weitere Arten von unbekannten Fetischen sind beispielsweise der Piercingfetisch oder der Exemplar-Fetisch, bei dem das sexuelle Verlangen mit einem ganz bestimmten Exemplar, zum Beispiel einem bestimmten Schuh in Verbindung steht.¹³

Diagnose und Behandlung von Fetischen

Eine Diagnose, die in Zusammenhang mit Fetischismus gestellt werden kann, ist die sogenannte fetischistische Störung. Diese liegt dann vor, wenn sich eine Person nicht mehr auf ihr Leben oder ihren Alltag fokussieren kann, weil sich ihre Gedanken komplett um die Auslebung des Fetisches drehen und deshalb eine permanente intensive sexuelle Erregung hervorgerufen wird. Diese kann in der betroffenen Person starke Qualen hervorrufen und das alltägliche Leben stark beeinträchtigen. Es kann vorkommen, dass dabei auch die betroffene Person sich selbst oder anderen Schaden zufügen kann.

Eine Behandlung dieser Störung kann neben Psychotherapie auch bestimmte Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva beinhalten.¹⁴ Generell gilt Fetischismus allerdings als nur begrenzt oder sehr schwer therapierbar.¹⁵

Quellennachweise:

¹ Amorelie Magazin (o. J.): Was ist ein Fetisch?. Online verfügbar unter: https://magazin.amorelie.de/fetisch/#definition, zuletzt geprüft am 28.03.2022

² Focus online (2020): Was ist ein Fetisch? Definitionen des Begriffs. Online verfügbar unter: https://praxistipps.focus.de/was-ist-ein-fetisch-definitionen-des-begriffs_126195, zuletzt geprüft am 28.03.2022

³ Amorelie Magazin (o. J.): Was ist ein Fetisch?. Online verfügbar unter: https://magazin.amorelie.de/fetisch/#definition, zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁴ Focus online (2020): Was ist ein Fetisch? Definitionen des Begriffs. Online verfügbar unter: https://praxistipps.focus.de/was-ist-ein-fetisch-definitionen-des-begriffs_126195, zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁵ Focus online (2020): Was ist ein Fetisch? Definitionen des Begriffs. Online verfügbar unter: https://praxistipps.focus.de/was-ist-ein-fetisch-definitionen-des-begriffs_126195, zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁶ Kink mit Herz (2019): Ursachen für sexuellen Fetischismus. Online verfügbar unter: https://kinkmitherz.de/2019/08/23/die-ursachen-sexueller-fetische/, zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁷ Grin. Wissen finden & publizieren (2013): Fetischismus. Ursachen und Auswirkungen einer Sexualstörung. Online verfügbar unter: https://www.grin.com/document/937708#:~:text=Die%20Ursachen%20des%20Fetischismus%20sind,der%20fr%C3%BChen%20Kindheit%20begr%C3%BCndet%20sein., zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁸ GQ (2020): Fun & Games: Das sind die 10 häufigsten Sex-Fetische. Online verfügbar unter: https://www.gq-magazin.de/beziehung-sex/artikel/fun-and-games-das-sind-die-10-haeufigsten-sex-fetische, zuletzt geprüft am 28.03.2022

⁹ Cosmopolitan (2019): Golden Shower: Alles, was du über den Sex-Fetisch wissen musst. Online verfügbar unter: https://www.cosmopolitan.de/golden-shower-was-ist-eine-golden-shower-83923.html, zuletzt geprüft am 28.03.2022

¹⁰ Fetisch (2022): Sadismus. Online verfügbar unter: https://www.fetisch.de/sadismus/, zuletzt geprüft am 28.03.2022

¹¹ Amorelie Magazin (o. J.): Was ist ein Fetisch?. Online verfügbar unter: https://magazin.amorelie.de/fetisch/#definition, zuletzt geprüft am 28.03.2022

¹² Lady Dekadenz (o. J.): Brillenfetisch. Online verfügbar unter: https://www.lady-dekadenz.de/fetisch-lexikon/brillenfetisch.html, zuletzt geprüft am 25.03.2022

¹³ Amorelie Magazin (o. J.): Was ist ein Fetisch?. Online verfügbar unter: https://magazin.amorelie.de/fetisch/#definition, zuletzt geprüft am 28.03.2022

¹⁴ MSD Manual. Ausgabe für Patienten (2021): Fetischismus. Online verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/psychische-gesundheitsst%C3%B6rungen/paraphilien-und-paraphile-st%C3%B6rungen/fetischismus, zuletzt geprüft am 28.03.2022

¹⁵ Amorelie Magazin (o. J.): Was ist ein Fetisch?. Online verfügbar unter: https://magazin.amorelie.de/fetisch/#definition, zuletzt geprüft am 28.03.2022