Bondage

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Bondage-Definition

Bondage, das Fesseln im erotischen Kontext, erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Im Folgenden erfahren Sie, was es mit dieser sexuellen Spielart auf sich hat.

Definition: Bondage

Bondage ist ein Teilbereich des BDSM (Abkürzung für: „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“.¹ Diese Aspekte können, aber müssen nicht gemeinsam auftreten.

Bondage selbst bezeichnet zunächst einmal eine Fesselung im weiteren Sinn. Ziel einer solchen Fesselung ist es, die Bewegung des Gefesselten einzuschränken.²

Herkunft & Entstehung des Bondage

Im asiatischen Sprachraum besitzen Fesselungen eine lange Tradition. Buddhistische Mönche verweilten einst im gefesselten Zustand, um dadurch Erleuchtung zu erlangen. Andererseits existieren seit jeher asiatische Fesseltechniken, um Gegner effektiv kampf- und bewegungsunfähig zu halten. Insbesondere in Japan ist Bondage auch heute noch ein fester Bestandteil der Kultur, im Westen bekannt als „Shibari“, in Japan selbst eher „Kinbaku“ genannt. Gefesselt wird hierbei mit Seilen aus Naturfasern wie Jutte oder Hanf.³

Im Westen dient Bondage häufig als Vorbereitung zu anderen sadomasochistischen Handlungen. Die eigentliche Lust wird dabei also nicht bereits im Akt des Bondage an sich erfahren, sondern in den darauf aufbauenden Situationen.⁴

Was sollte man über Bondage wissen?

Um eine optimale Session zu erleben, ist es sinnvoll, zu überlegen, welche Art von Bondage man ausüben möchte – das heißt, welchem Zweck die Fesselung dienen soll:

Art der Fesselung Erklärung
Zweck-Bondage Die Fesselung dient als Vorbereitung zu anderen sadomasochistischen Spielen. Sie ist also ein "Werkzeug", aber nicht Fokus der Session. So kann der Partner beispielsweise an ein Andreaskreuz gefesselt und daraufhin ausgepeitscht werden, oder eine Fesselung findet im Rahmen eines Rollenspiel statt.
Zier-Bondage Hierbei wird aus ästhetischen Zwecken, meist mit Seilen oder Bondage-Tapes (Kunststoffstreifen) gefesselt. Einen besonderen Stellenwert hat diese Forum im Shibari, der japanischen Fesselkunst. Bottom und Seil sollen eine harmonische Einheit bilden.
Folter-Bondage Fesselungen können auch der Bestrafung bzw. der Schmerzausübung dienen. So können Fesselungen in unangenehmen Positionen erfolgen, um dem Bottom Lektionen zu erteilen oder den masochistischen Bottom zu befriedigen.
Meditative Form Die meditative Form der Fesselung wurde vermutlich bereits von japanischen Mönchen praktiziert.
Auch heute wird Shibari mitunter genutzt, um einen meditativen Zustand seitens des Bottoms hervorzurufen. Diese Sessions sind in der Regel nicht allzu unangenehm und können dem Bottom ein Gefühl der Geborgenheit, des In-Sich-Gehens und der Ruhe vermitteln.
Symbolischer Charakter Fesselungen können auch rein symbolischen Charakter besitzen und auf ein Machtgefälle hindeuten. Bei dieser Form kommt es nicht darauf an, besonders effektiv zu fesseln - der Bottom könnte sich aus derartigen Fesselungen mitunter befreien.
Restriktives Bondage Diese Fessel-Art bezeichnet den Wunsch des sich Auslieferns an sich. Der Fokus liegt hierbei auf einer effektiven Fesselung. Der Bottom wehrt sich absichtlich, versucht, sich zu befreien, und befindet Befriedigung, wenn ihm dies nicht gelingt.

Was motiviert Menschen zu Bondage?

Die Motivationen, gerne zu fesseln oder sich fesseln lassen zu wollen, sind höchst individuell.

Bottoms, die neben ihrer Liebe am Gefesseltsein auch submissiv (unterwürfig) veranlagt sind, können Gefallen am Dienen empfinden. Vermeintlich gegen den Willen gefesselt und festgehalten zu werden, gibt diesen Bottoms oft den besonderen Kick. Der Top erfährt die Lust hierbei in der Kontrolle über den Bottom.

Andere Bottoms sehen das Gefesseltsein als Auszeit des Alltags. Im gefesselten Zustand können sie sich fallen lassen und Verantwortung abgeben. Der Top wiederum kann in derartigen Sessions dominante Aspekte seiner Persönlichkeit ausleben, die im Alltag eventuell nicht so sehr zum Ausdruck kommen.

Für manche Bottoms dient die Fesselung auch als eine Legitimierung ihrer Lust: Sobald sie gefesselt sind und Verantwortung abgeben, müssen sie sich für das Geschehene nicht mehr rechtfertigen. Diese Motivation findet man häufig bei Bottoms, die noch kein umfangreiches Coming-out wagten.

Auch aus ästhetischen Gründen oder im Rahmen eines Fetischs werden Fessel-Sessions als besonders reizvoll empfunden.⁶

Wie kann man bei Bondage auf Sicherheit achten?

Gerade im Bondage-Bereich muss der ausführende Part zwingend Ahnung von anatomischen Gegebenheiten besitzen. Dem Top muss klar sein, wo er relativ risikofrei Seile am Körper anbringen kann und wo diese besonders schnell Quetschungen, mangelnde Durchblutung, Ohnmacht oder Erstickungsanfälle hervorrufen könnten.
Ebenso können Luxutationen (Verrenkungen) passieren, beispielsweise durch einen fehlerhaft oder zu heftig ausgeführten Polizeigriff im Rahmen eines Rollenspiels.
Besitzt der Top Kenntnisse über grundlegende Gefahren und wie diese sich äußern können, kann der Top während der Session immer wieder den Zustand des Bottoms kontrollieren.⁷

Der Bottom sollte sich darauf verlassen können, dass er seine Verantwortung nicht an den „Falschen“ abgibt, sprich: Es muss Vertrauen vorhanden sein. Grenzüberschreitungen und das Missachten festgelegter Tabus sind auch gegenüber gefesselten Personen missbräuchlich.

Selbst in den erregendsten Sessions können unerwartete Notfälle eintreten. Daher ist es wichtig, Fesselungen immer schnell öffnen zu können. Es ist daher empfehlenswert, Schlüssel für Handschellen, Scheren für Seile und Ähnliches immer in Reichweite zu haben.

Es sollte selbstverständlich sein, mit einem Codewort zu spielen, das beiden Partnern bekannt ist und das gegebenenfalls zum sofortigen Abbruch der Session führt. Ziemlich bekannt in der Szene ist hierbei das Wort „Mayday“.⁸

Welche medialen Einflüsse gibt es auf das Thema Bondage?

Zu den Klassikern im BDSM zählen der Roman „Die Geschichte der O“ aus dem Jahr 1954. Dieser Roman wurde damals über die Szene hinaus populär.
Ein weiterer, außerhalb der Szene weniger bekanntes Werk, ist der „Gor-Zyklus“. Auf BDSM-Partys werden manchmal Szenen aus dieser berüchtigten Buchreihe nachgespielt.
In Japan existiert eine Vielzahl an pornographischen Animes, die Shibari thematisieren.

Welche medialen Einflüsse gibt es auf das Thema Bondage?

Spätestens die Buchserie „50 Shades of Grey“ machte BDSM populär. Seither nahmen sich etliche Lifestyle-Magazine diesem Thema an, und auch Reportagen im Fernsehen beleuchten den (vermeintlichen) Alltag von BDSM-Praktizierenden.
Möglicherweise wurde dadurch eine größere Akzeptanz für BDSM bzw. Bondage geschaffen.
Die große Gefahr besteht darin, dass häufig kaum auf physische und psychische Risiken bei diesen Praktiken hingewiesen wird. Dies ist allerdings essentiell, um diese tiefgründige Form der Erotik verantwortungsvoll ausleben zu können.

Welche Spielzeuge können beim Bondage genutzt werden?

Tücher, Schals, Plastikfolie, Kabelbinder, Klebeband, Paketband oder Vorhängeschlösser sind oft in Haushalten vorzufinden. Dennoch sollte man auch im Umgang mit haushaltsüblichen Gegenständen größte Vorsicht walten lassen.
Weitere beliebte Toys sind beispielsweise Handschellen – wobei hier verschiedenste Qualitäten existieren, Bondage-Tapes und Seile in etlichen Farben und Materialien. Zu speziellerem Equipment zählen zum Beispiel Zwangsjacken oder Bondage-Möbel, an die der Bottom effektiv gefesselt werden kann.⁹

Quellennachweise:

¹ Der Papiertiger (2002): BDSM. Online verfügbar unter: www.daten-schlag.org/papiertiger/lexikon/bdsm.html, zuletzt geprüft am 01.04.2022

² Schmitt, Tom (2002): Bondage. Ausstieg aus der Selbstkontrolle. Hamburg: Männerschwarm Verlag, S. 22 ff.

³ Der Papiertiger (2002): Hojojutsu. Online verfügbar unter: www.daten-schlag.org/papiertiger/lexikon/hojojutsu.html, zuletzt geprüft am 01.04.2022

⁴ Schmitt, Tom (2002): Bondage. Ausstieg aus der Selbstkontrolle. Hamburg: Männerschwarm Verlag, S. 24

⁵ Ebd., vgl. S. 22 ff.

⁶ Ebd., S. 15 ff.

⁷ Ebd., S. 203 ff.

⁸ Ebd., S. 37

⁹ Ebd., S. 47 ff.