Ageplay

Lesedauer: 6 Minuten
So hilfreich ist dieser Beitrag 0
Bewertung abgeben 0 Kundenbewertungen
Ageplay Definition

Was ist Ageplay und wie versteht sich dieser Begriff im deutschen und im englischen Sprachraum? Welche Bedeutung hat dieser in der Psychologie, Psychotherapie und im erotischen Sinn? Was für Gründe stehen hinter Ageplay und welche Regeln gibt es dafür? Der Artikel liefert Erklärungen und Antworten zu diesen Fragen.

Definition: Ageplay

Der Begriff Ageplay bezeichnet ein Rollenspiel, bei dem die Teilnehmer ein anderes Alter vorgeben. Es ist möglich in die Rolle einer älteren Person zu schlüpfen, doch meistens nimmt ein Beteiligter die Rolle einer jüngeren Person ein. Am beliebtesten sind dabei die Rollen eines Babys, Kindes oder Teenagers. Bei dieser Praktik können sexuelle Aspekte enthalten sein, es ist aber nicht zwangsläufig so.

In der Regel tragen die Beteiligten sehr kindlich anmutende Kleidung und nutzen Malbücher, Kinderspielzeug oder Pampers, um die eingenommene Rolle zu bekräftigen. Oft ist es der Fall, dass die Personen mit kindlicher Rolle auch die Sprache und das Verhalten entsprechend dem Spielalter verwenden, um noch realistischer zu wirken.¹

Abgrenzung: Ageplay

Im deutschsprachigen Raum gilt Ageplay als erotisches Rollenspiel, in dem die Teilnehmer in eine andere Altersrolle schlüpfen. Dagegen gilt das Rollenspiel im englischsprachigen Raum als psychologischer Rückzug in ein jüngeres Alter aufgrund einer Identitätsstörung.

In der Psychologie bedeutet Ageplay das Einnehmen einer Kinderrolle, um verschiedene Probleme aufzuarbeiten.²

Ageplay in der Psychologie und Psychotherapie

In der Psychotherapie gibt es Therapien, die Rollenspiele nutzen, um als eine Art Modell Erfahrungen zu sammeln oder etwas nachzuerleben. So gibt es unter anderem die Psychodrama-Therapie mit Rollenspielen, die das Nachempfinden eines anderen Alters erzielen sollen. Dadurch soll etwas Vergangenes verarbeitet werden. Es gibt außerdem in der Schematherapie die Möglichkeit, unterschiedliche Kinderrollen einzunehmen, um das innere Kind zu erreichen.

So kann das Rollenspiel dabei helfen, normale Verhaltensweisen zu erlernen. Das innere Kind ist in der Psychologie hilfreich, um subjektiv erlebte Geschehnisse in der Kindheit, beeinflussende Umstände oder gar das emotionale Gedächtnis zu erreichen. Mittlerweile wird die Therapie des inneren Kindes sehr häufig eingesetzt. In manchen Ländern gibt es sogar Ageplay-Workshops. Dort probieren Erwachsene diese Rolle in einem sicheren Umfeld aus.²

Ageplay als erotische Spielart

Das erotische Ageplay ist ein Rollenspiel, das von der jeweiligen Neigung beeinflusst wird. Daran nehmen Erwachsene in Einvernehmlichkeit teil. Die Praktik wird mit Macht und Ohnmacht verbunden, da der fiktive Altersunterschied von Bedeutung ist. Deshalb zählt das Ageplay zum BDSM.

Der dominante Teilnehmer ist der Top und spielt die Rolle einer Autoritätsperson, beispielsweise einen Lehrer, einen Vater, einen Ausbilder oder eine Tante. Dieser Altersunterschied der Rollen muss nicht unbedingt groß sein. Der andere Part ist der Bottom und spielt den Untergebenen oder Devoten.

So gibt es Rollenspiele mit Arzt und Patient. Hier kann der Altersunterschied gering, das Machtverhältnis aber trotzdem vorhanden sein. Am bekanntesten ist im Ageplay die Konstellation Mutter und Kind. Aber auch Vater und Tochter oder Lehrer und Schüler sowie älterer Mann und Lolita sind möglich.

Umgekehrt ist es auch denkbar, dass der Bottom den älteren Mann spielt. Es kann beim Ageplay auch gleichaltrige Rollen geben. Darüber hinaus können innerhalb des Rollenspiels die Geschlechter getauscht werden, dann ist der ältere Herr plötzlich ein kleines, freches Mädchen.

Selbstverständlich können im Rollenspiel noch andere Bereiche und Szenen des BDSM vorkommen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um erniedrigende Praktiken mit erotischem Hintergrund in der Klinikerotik. Dazu zählen Einläufe, Fiebermessen, Pettycoating und Spanking oder erotische Laktation und Bondage. Zudem sind beim Ageplay auch erzieherische autoritäre Maßnahmen enthalten, die in Deutschland schon lange nicht mehr vollzogen werden.

Diese haben in den masochistischen und devoten Fantasien aber immer noch Bestand. Dazu zählt das unterwürfige Niederknien auf einem Holzkeil, um Rohrstockschläge zu empfangen. Es gibt nicht nur Bezüge zu anderen Rollenspielarten, zum Beispiel dem Genderplay, sondern auch Fantasien zu Bestrafungen, sexuellen Handlungen mit einem Erwachsenen, der ein Kind spielt oder imaginärer Inzest.

Die Akzeptanz der herkömmlichen Rollenspiele im Ageplay tangiert Außenstehende kaum. Allerdings erinnern gewisse Praktiken an Kindesmissbrauch und Pädophilie. Vor allem die Rolle des Adult Baby. Deshalb lehnen viele das Ageplay ab und bringen kein Verständnis dafür auf, nicht nur außerhalb der BDSM-Szene, sondern auch innerhalb dieser. Allerdings negieren die Rollenspieler eine solche Relation, da generell nur Erwachsene die Protagonisten sind. Trotzdem ist aus psychiatrischer Sicht der Windelfetisch wahrscheinlich im Kontext mit Autopädophilie zu sehen.

Deshalb erfolgt die Kommunikation in der Szene sehr oft nur im Internet anstatt in der Realität. Es gibt kaum öffentliche Bekenntnisse zum Ageplay. Das ist beim BDSM mittlerweile anders.²

Ageplay Arten und Unterarten

  • es geht um Machtverhältnisse
  • verschiedene Konstellationen sind möglich
  • auch gleichaltrige Rollen denkbar
  • Bestrafung durch erniedrigende Maßnahmen
  • teilweise keine Akzeptanz für bestimmte Neigungen²

Gründe für Ageplay

Es gibt unterschiedliche Motive für diese Praktiken. Das ist zum Beispiel der Unterschied im Status älterer und jüngerer Rollenspieler. Daraus ergibt sich dann ein Machtverhältnis aus Dominanz und Unterwürfigkeit. Dahinterstehen verschiedene Wünsche wie Pflegebedürfnis, Kontrolle, Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Stabilität. Auch der Windelfetischismus gehört dazu.

Ab und zu ist es auch möglich, dass ein Trauma aus der Kindheit für die Neigung eine Rolle spielt, zum Beispiel Missbrauch. Dieser soll dann im Rollenspiel aufgearbeitet werden. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es jedoch noch nicht. Trotzdem gibt es in der Szene zu diesem Thema Diskussionen.

Ageplay wird im Internet als Chat-Rollenspiel durchgeführt. Es gab in den vergangenen Jahrzehnten jedoch Diskussionen dazu. Das lag daran, dass Ageplay im Spiel Second Life in verschiedenen Ländern als illegal eingestuft und verboten wurde. Aber in anderen Kulturen tauchen gleiche Fantasien auf, die zur Praktik zählen und gelebt werden. Bekannt dafür ist Japan. Hier sind vor allem Schulmädchenfantasien dominant.

Prostituierte verkleiden sich als solche und werden aufgrund dessen explizit von Freiern gebucht. Zu dieser Praktik gibt es in Japan legale pornografische Filme.²

Regeln für das Ageplay

Die Praktiken innerhalb des Ageplay werden in der Regel außerhalb der Szene zum größten Teil missverstanden. In erster Linie die Rolle eines Erwachsenen als Baby oder Kleinkind. Trotzdem sind diese Teilnehmer keine Menschen mit pädophilen Neigungen. Auch ein Bezug zu sexuellen Handlungen mit Kindern soll nicht vorhanden sein. Trotzdem wird Ageplay sehr häufig missverstanden und mit Perversion gleichgesetzt. Das gilt sogar für Personen innerhalb dieser Szene.

Hier ist es für die Teilnehmer von Bedeutung, ihre Neigung sachlich zu erklären, weshalb sie gerne diese Rollen einnehmen oder was sie währenddessen fühlen. Gründe hierfür sind zum Beispiel abhängig vom fiktiven Alter Fürsorglichkeit, die ausgelebt werden möchte. Insbesondere soll auch erklärt werden, dass eigene Vorlieben, die der anderen nicht tangieren müssen. Hier gilt der Leitspruch: “your kink is not my kink, but your kink is okay.”

Daher ist das Ageplay für viele Menschen auch eine Art von Edgeplay und gehört zum Bereich RACK, da es an Inzest und Pädophilie erinnert. Es kann so auch in bestimmten Fällen triggern. RACK ist eine Abkürzung und bedeutet so viel wie „sich des Risikos der speziellen Praktik bewusst sein“. Fans des Ageplay sagen, dass es eben eine einvernehmliche Fantasie ist, an der nur Erwachsene beteiligt sind. Minderjährige sind dabei nicht zugelassen.

Andere sehen im Ageplay ein mögliches Edgeplay, da dieses besondere Vorlieben auf rückbildende Faktoren im psychologischen Sinn aufweisen kann. Diese Aspekte können der Psyche der teilnehmenden Personen auf unterschiedliche Arten schaden.¹

Quellennachweise:

¹ Dunja (2020): Ageplay – harmloses Spiel oder pervers?. Online verfügbar unter: https://www.deviance.app/ageplay/, zuletzt geprüft am 12.04.2022

² deeLINE GmbH. (2017): Was versteht man unter Ageplay?. Online verfügbar unter: https://www.fetischpartner.com/index.php/community/magazin.html?cid=218, zuletzt geprüft am 12.04.2022