
Injakulation bezeichnet eine Praxis, die vor allem in spirituell-esoterischen Kontexten und im Umfeld daoistischer Sexuallehren thematisiert wird. Dabei geht es um den Versuch, die Ejakulation beim Mann bewusst zu kontrollieren – mit dem Ziel, sexuelle Energie im Körper zu halten, den Orgasmus zu intensivieren oder sogar zu verlängern. Doch was genau steckt hinter dieser umstrittenen Methode?
Definition: Injakulation
Injakulation ist ein Neologismus, abgeleitet vom lateinischen eiaculare (herausschleudern) mit der Vorsilbe in- („hinein“) anstelle von ex- oder e- („heraus“). Im Gegensatz zur Ejakulation soll beim männlichen Orgasmus das Ejakulat nicht ausgestoßen, sondern zurückgehalten oder umgeleitet werden – angeblich durch gezielten (Finger-)Druck auf einen Punkt zwischen Hodensack und After (Damm) oder durch bewusste Anspannung des Beckenbodens, insbesondere des Musculus pubococcygeus (PC-Muskel).
Biologische Rahmenbedingungen
Aus medizinischer Sicht sind Orgasmus und Ejakulation zwei voneinander getrennte, wenn auch meist gleichzeitig ablaufende Vorgänge:
- Emission bezeichnet den Transport der Samenflüssigkeit in die Harnröhre.
- Expulsion ist der anschließende Ausstoß dieser Flüssigkeit durch rhythmische Muskelkontraktionen.
Während der Ejakulation sorgt eine automatische Muskelblockade am Harnblasenhals (Musculus ejaculatorius) dafür, dass das Ejakulat nicht in die Blase zurückfließt. Dieser Vorgang wird unwillkürlich vom Nervensystem gesteuert und lässt sich kaum bewusst beeinflussen. Versuche, den Samenerguss durch Druck auf den Damm zu stoppen, können daher stattdessen eine sogenannte retrograde Ejakulation auslösen – dabei fließt das Sperma nicht nach außen, sondern in die Harnblase und wird später mit dem Urin ausgeschieden.
Wie soll Injakulation ausgelöst werden?
Anhänger der Injakulation behaupten, dass sich der Samenerguss durch bestimmte Techniken gezielt unterdrücken oder umlenken lasse – direkt beim Orgasmus oder kurz davor. Zwei Methoden stehen dabei im Vordergrund:
Druck auf den Damm (Perineum)
- Der Damm ist die Stelle zwischen Hodensack und After.
- Kurz vor dem Samenerguss soll starker Druck mit einem Finger auf diesen Punkt ausgeübt werden.
- Ziel: Die Samenflüssigkeit wird daran gehindert, weiter Richtung Penis zu fließen.
- Bei korrekter Anwendung soll das Ejakulat stattdessen „im Körper bleiben“ – entweder, indem es gestoppt wird oder (meist ungewollt) in die Blase umgeleitet wird (retrograde Ejakulation).
Anspannung des PC-Muskels
- Der Musculus pubococcygeus (PC-Muskel) ist Teil des Beckenbodens – er wird z. B. angespannt, wenn man den Urinfluss stoppt.
- Durch gezielte Übungen (ähnlich wie Kegel-Übungen) soll der Muskel so trainiert werden, dass er im Moment des Orgasmus reflexartig anspannt.
- Die Kontraktion soll den natürlichen Ejakulationsreflex unterdrücken oder umleiten.
In der Theorie arbeiten beide Methoden zusammen: Druck von außen + Muskelkontrolle von innen. Geübte Praktizierende behaupten, so den Orgasmus erleben zu können – ohne Samenerguss nach außen.
Die Praxis laut Befürwortern
Auf verschiedenen Internetseiten mit Bezug zu daoistischen Lehren wird Injakulation als Methode zur Verlängerung des Orgasmus und zur Bewahrung sexueller Energie dargestellt. Anwender berichten von intensiveren, ganzkörperlich empfundenen Orgasmen und einer verkürzten Refraktärphase. Zudem wird die Praxis gelegentlich als alternative Verhütungsmethode zum Coitus interruptus empfohlen.
Im Gegensatz zur Anejakulation – dem krankheits- oder medikamentös bedingten Ausbleiben des Samenergusses – oder sogenannten „trockenen Orgasmen“ soll die Injakulation bewusst und gezielt herbeigeführt werden und keine pathologischen Ursachen haben.
Kritik und Einordnung
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Wissenschaftlich umstritten
Es existieren bislang keine wissenschaftlich fundierten Studien, die die angeblichen Effekte der Injakulation bestätigen. Kritiker verweisen auf mehrere Punkte: - Neurophysiologische Grenzen: Die hormonellen Veränderungen nach einem Orgasmus (z. B. Anstieg von Oxytocin und Prolaktin) führen zur Refraktärphase – unabhängig vom Ejakulatfluss.
- Technische Schwierigkeit: Die vollständige Unterbindung der Ejakulation durch Druck oder Muskelkraft ist kaum praktikabel und erfordert präzises Timing. Ein falscher Druck kann die Samenflüssigkeit lediglich in die Blase umleiten (retrograd), ohne die gewünschten Effekte.
Keine zuverlässige Verhütung: Ähnlich dem Coitus interruptus ist Injakulation keine sichere Methode zur Empfängnisverhütung – auch wegen der Möglichkeit von spermienhaltigem Präejakulat.